Zersiedelung

Die Siedlungsfläche breitet sich immer mehr aus. Diese zunehmende Zersiedelung der offenen Landschaft hat negative Auswirkungen auf Menschen und Natur. Wir erforschen, wie sich die Zersiedelung in der Schweiz entwickelt und wie sie sie sich begrenzen lässt.

Die Zersiedelung in der Schweiz nimmt zu – und das verstösst klar gegen das Ziel einer nachhaltigen Raumentwicklung. Dieses Problem ist heute allgemein anerkannt und Gegenstand politischer Diskussionen. Um die Zersiedelung zu begrenzen, braucht es eine nachvollziehbare Methode, sie zu messen, verlässliche Grundlagen über ihre vergangene Entwicklung und Zielvorgaben für die künftige. Erst Zielvorgaben schaffen Rechtssicherheit, beenden die Konkurrenz zwischen den Gemeinden um Arbeitsplätze und Einwohnern und ermöglichen bessere Kooperationen für die Nachhaltigkeit. Im Band der Bristolreihe «Zersiedelung messen und begrenzen» haben wir aufbauend auf früheren Forschungsarbeiten Massnahmen und Zielvorgaben für die Schweiz, ihre Kantone und Gemeinden vorgestellt.

Gewichtete Zersiedelung

Dazu haben wir mit der in der Schweiz entwickelten Messmethode der «gewichteten Zersiedelung» gearbeitet. Mit ihrer Hilfe lässt sich die Zersiedelung zu jedem gewünschten Zeitpunkt räumlich explizit aufzeigen, so dass deren Entwicklung erkennbar wird. Die Methode misst und «gewichtet» die Zersiedelung anhand dreier Komponenten: der Streuung (Dispersion) der Siedlung, der Nutzung der Siedlungsfläche (Flächeninanspruchnahme pro Person und Arbeitsplatz) und dem Anteil der Siedlungsfläche im Beobachtungsgebiet. Die Resultate zeigen, dass die Zersiedelung in der Schweiz immer noch schneller zunimmt als Bevölkerung und Arbeitsplätze . Auch international wurde diese Messgrösse der Zersiedelung bereits in unterschiedlichen Projekten eingesetzt, zum Beispiel in einem Bericht der Europäischen Umweltagentur und dem BAFU zur Zersiedelung in Europa (Bericht No 11/2016).

Sie lässt sich neu mit einem Zusatzprogramm, einem Plugin, des Geographischen Informationssystems QGIS  sehr einfach berechnen. Entwickelt hat das Plugin das  Institut für Software IFS OST im Auftrag des Bundesamts für Raumentwicklung ARE. Es gibt die Messgrösse der Zersiedelung als «Weighted Urban Proliferation» (WUP, auf Deutsch «Gewichtete Zersiedelung) aus und berechnet sie pro Beobachtungsgebiet (Gemeinde, Kanton oder sonstige Raumgliederung).

Dass sich der Grad der Zersiedelung nun einfach berechnen lässt, ist ein wichtiger Schlüssel, damit sie in Zukunft in der Planungspraxis breit berücksichtigt wird. Die neue Messgrösse und das Berechnungstool geben den Planern ein Instrument in die Hand, Ziele für die Zukunft festzulegen und den Erfolg von Massnahmen zu prüfen, die die Zersiedelung verringern sollen. Seit 2022 besteht ein internationales Zersiedelungsnetzwerk, das sich diesen Anliegen widmet und von der WSL und dem Bundesamt für Raumentwicklung ARE geleitet wird. Im Zersiedelungsnetzwerk treffen sich Vertreter aus der Wissenschaft und der Praxis sowie vom Bundesamt von Raumentwicklung ARE und Bundesamt für Umwelt BAFU halbjährlich zu einem virtuellen Austausch. Internationale Expertise aus der Schweiz, Deutschland und Kanada ist im Netzwerk vertreten. Ziele des Netzwerks sind es, die Messgrösse der Zersiedelung sowie die dafür nötigen Datengrundlagen weiterzuentwickeln und die Nutzung der Zersiedelungsmessgösse in der Raumplanungspraxis zu fördern. Wir sind an einer Erweiterung des Netzwerks interessiert und freuen uns auf eine Kontaktaufnahme.

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