Von dickem Eis umschlossen, wird der Forschungs-Eisbrecher «Polarstern» während fast eines Jahres mehrere hundert Kilometer weit durchs Nordpolarmeer driften. Aus der Schweiz mit dabei bei dieser einzigartigen Expedition: Forschende der WSL und des PSI und ihre Experimente.
Heute Abend sticht der deutsche Forschungs-Eisbrecher «Polarstern» in Tromsø (N) zu einer wissenschaftlich bisher einmaligen Expedition in See. Er wird in etwa einem Monat nördlich von Sibirien an einer grossen Scholle aus vorjährigem Eis festmachen, dann von Eis umschlossen und so mehrere Monate lang bzw. mehrere hundert Kilometer weit mitsamt seiner Scholle durch den arktischen Ozean driften, nahe am Nordpol vorbei. Nach einer 150 Tage andauernden Polarnacht zeigt sich die Sonne zwar wieder, aber es wird später Sommer 2020, bis das Eis den Eisbrecher vermutlich nordöstlich von Grönland wieder freigibt.
Insgesamt nehmen rund sechshundert Personen aus knapp zwanzig Ländern an dieser einzigartigen Expedition teil, die vom Alfred Wegener Institute (AWI) organisiert wird. Ziel ist es, das Zusammenspiel von Atmosphäre, Ozean, Meereis und Ökosystem in der Arktis zu verstehen – gerade auch im Winter, denn dazu gibt es bisher kaum Grundlagen. Besonders im Fokus steht das arktische Klimasystem, das besonders stark vom Klimawandel betroffen ist. Es spielt zudem eine wichtige Rolle für das Klima der ganzen Nordhemisphäre, wird aber bisher nur unzureichend verstanden. Entsprechend lautet der Titel der Expedition «Multidisciplinary drifting Observatory for the Study of Arctic Climate (MOSAiC)».
Schweizer Projekte an Bord
Die Schweizer Atmosphärenforscherin Julia Schmale vom PSI, die an der Expedition teilnimmt, erklärt: «Die weltweite Emission von Klimagasen, aber auch Feinstaub, den wir in Europa, Asien und Nordamerika produzieren, haben einen Einfluss auf den Klimawandel in der Arktis. Die steigende Temperatur und der Rückgang des Meereises haben dann wiederum Konsequenzen für Wettersysteme z.B. in Europa. Es ist deshalb wichtig zu verstehen, wie wir die Arktis beeinflussen und sie uns». Schmales Projekt geht der Frage nach, wie und an welchen natürlichen und menschen-gemachten Kondensationskeimen (Feinstaub) Wolken entstehen. Da Wolken den Energiefluss von der Sonne zur Erdoberfläche und die Abstrahlung von der Erdoberfläche ins All reduzieren, spielen sie für die Temperaturen in der Arktis eine wichtige Rolle – sie wirken vorwiegend wärmend.
Martin Schneebeli von der WSL, der das zweite Schweizer Projekt der Expedition leitet, ergänzt: «Auch der Energieaustausch zwischen Atmosphäre und Ozean ist ein wichtiger Faktor im Klimasystem. Das Meereis und der darauf liegende Schnee bremsen ihn, ähnlich wie die Wolken eine Stufe weiter oben. Unser Projekt untersucht diese Wechselwirkung.»
Um in Zukunft regelmässig die Mächtigkeit und andere Eigenschaften von Meereis erfassen zu können, hat Mike Schwank von der WSL eine Apparatur entwickelt, welche die Mikrowellen misst, die Meereis ausstrahlt. Reza Naderpour setzt die Apparatur rund um die «Polarstern» ein und vergleicht die Ergebnisse mit Messungen, die von Satelliten aus gemacht werden. «So soll es möglich werden, Veränderungen des arktischen Meereises als Folge des Klimawandels trotz langer, dunkler Winter zu beobachten und besser zu erfassen», erklärt Mike Schwank.
Mitfinanziert werden die Projekte vom Swiss Polar Institute (SPI), das sich an den hohen Logistikkosten für die wissenschaftlichen Arbeiten der Schweizer Gruppen in Polarregionen beteiligt. Ferner unterstützen u.a. Scanco Medical, ARICE (Arctic Research Icebreaker Consortium) und die ESA (European Space Agency) einzelne der Projekte finanziell oder materiell. Die Schweizerische Kommission für Polar- und Höhenforschung (SKPH) leistet ideelle Unterstützung.
Kontakt ¶
- Julia Schmale, PSI: julia.schmale(at)psi.ch, +41 76 410 46 75 (20. und 21. September in Tromsø)
- Martin Schneebeli, WSL: schneebeli(at)slf.ch; +41 79 389 5008 (20. und 21. September in Tromsø, vor einem Gespräch SMS schicken, da nicht immer tel. Verbindung)
- Mike Schwank, WSL: +41 79 563 98 57, mike.schwank(at)wsl.ch
- Reza Naderpour, WSL: +41 79 637 84 89, reza.naderpour(at)wsl.ch
Links und Dokumente ¶
- Alles zur Expedition: www.mosaic-expedition.org (Website), follow.mosaic-expedition.org (Progressive Web App), https://www.awi.de/ueber-uns/service/presse.html (Medienmitteilung des AWI zur Expedition) und https://www.youtube.com/user/AWIresearch (u.a. Broadcast der Medienkonferenz zum Expeditionsstart)
- Ein Schneeforscher wird Seemann - Blogpost von David Wagner über seine Vorbereitung auf die Expedition
- Diagonal-Beitrag zum SLF-Projekt auf MOSAiC
- Mediathek des Alfred-Wegener-Instituts AWI mit tollen Fotos und Infografiken: multimedia.awi.de
- Schweizerische Kommission für Polar- und Höhenforschung (SKPH)
- Swiss Polar Institute (SPI)
Official Boilerplate ¶
During the MOSAiC expedition, researchers from 19 countries will explore the Arctic for an entire year. For this purpose, from autumn 2019 to autumn 2020, the German icebreaker Polarstern will drift through the Arctic Ocean, trapped in the ice. MOSAiC is spearheaded by the Alfred Wegener Institute, Helmholtz Centre for Polar and Marine Research (AWI). To ensure that this unique project is a success and as much valuable data as possible can be gathered, more than 70 institutes will pool their resources in a research consortium. The expedition budget is about 140 million euros.
The latest news straight from the Arctic can be found on the MOSAiC channels on Twitter and Instagram under the hashtags #MOSAiCexpedition, #Arctic and #icedrift. For further information on the expedition, please visit: www.mosaic-expedition.org and follow.mosaic-expedition.org.
Copyright ¶
WSL und SLF stellen Bild- und Tonmaterial zur Verwendung im Rahmen von Pressebeiträgen im Zusammenhang mit dieser Medienmitteilung kostenfrei zur Verfügung. Eine Übernahme dieses Materials in Bild-, Ton- und/oder Videodatenbanken und ein Verkauf des Materials durch Dritte sind nicht gestattet.