10.12.2020 | Beobachterportraits
- Lebt mit seiner Freundin im 1546 erbauten Haus seiner Familie
- Im Winter Sicherheitsverantwortlicher am Lukmanierpass, im Sommer Wegmacher für Mountainbike-Routen und Wanderwege
- SLF-Beobachter seit 2007
Was genau meldest du als Beobachter?
Als Regionalbeobachter melde ich täglich zahlreiche Informationen in Bezug auf die Höhe und die Exposition. Dies beinhaltet zum Beispiel Details zu Neuschnee, der Schneefallgrenze und der Beschaffenheit der Schneeoberfläche. Dazu kommen Beobachtungen von spontanen sowie gesprengten Lawinen. Daraus leite ich die Schnee- und Lawinensituation ab und schätze die mögliche Entwicklung ein. Zwei Mal pro Monat erstelle ich noch ein Hangprofil mit Stabilitätstest.
Wie wurdest du SLF-Beobachter?
Ich war ein glücklicher und zufriedener Milizsoldat in der Lawinenabteilung der Schweizer Armee. Die dortigen Tätigkeiten – ähnlich wie jetzt als SLF-Beobachter – haben mir so gut gefallen, dass ich nach dem Militärdienst weiterhin am Thema dranbleiben wollte. Darum habe ich mich entschieden, einen Beobachterkurs beim SLF zu besuchen, auch um immer auf dem neusten Stand zu sein.
Was gefällt dir an der Aufgabe?
Ich bin gerne draussen und ich mag das Gefühl, Teil eines grossen Ganzen zu sein. Das Lawinenbulletin ist ein effizientes und hilfreiches Angebot des SLF.
Was magst du nicht/was ist mühsam?
Manchmal ist es zeitlich schwierig, Mitte/Ende Monat die Schneeprofile zu graben aufgrund anderer Pläne. So muss ich halt eine Lösung finden, aber wirklich mühsam ist es nicht.
Was bedeutet es dir, Beobachter zu sein?
Mir ist es eine Freude und auch eine Ehre, bei einem so guten Produkt wie dem Lawinenbulletin mithelfen zu können. Es ist zwar schwierig, Vergleiche zu machen, jedoch merke ich bei Reisen ins Ausland, wie gut wir in der Schweiz bezüglich der Lawinenwarnung bedient sind. Ich habe die Verantwortung, die richtigen Informationen zu melden – ich nehme meinen Auftrag schliesslich ernst.
Wie gut kannst du die Aufgabe mit deiner sonstigen Tätigkeit vereinbaren?
Seit dem Winter 2008/2009 bin ich Sicherheitsverantwortlicher für die Winteröffnung der Lukmanierpassstrasse auf der Tessiner Seite. Das passt gut zu meiner zusätzlichen Aufgabe als SLF-Beobachter, denn für beide Arbeiten ist es zentral, täglich draussen im Schnee zu sein.
Was war dein eindrücklichstes Erlebnis mit Schnee und Lawinen?
Jede Schadenlawine auf der Strasse zeigt die brutale Kraft des Schnees, dies ist jedes Mal ein beeindruckendes Erlebnis für mich. Die immer problematischeren Gleitschneelawinen deuten auf Veränderungen in der Umwelt hin (z.B. Klima, Schneefallgrenze) und darauf, wie fragil diese ist.
Lawinen habe ich selber auch schon ausgelöst – glücklicherweise wurde ich nie verschüttet. Daraus habe ich meine Lehren gezogen.
Was verbindet dich mit dem Material Schnee?
Das ist definitiv die Leidenschaft für den Skialpinismus und natürlich die Arbeit.
Was machst du gerne am Feierabend/in deiner Freizeit?
Zum Glück kann ich Arbeit, Leidenschaft, Hobby und Sport miteinander verbinden. Das heisst: Ich arbeite während meiner Freizeit und umgekehrt.
Welches ist dein Lieblingsort auf der Welt?
Der Lukmanierpass hat natürlich einen speziellen Platz in meinem Herz. Die hochliegende Wüste von Chile und die Vulkane sind auch sehr speziell für mich. Es gibt aber noch sehr viele andere Orte, die mir in guter Erinnerung sind, zum Beispiel New York. Bevor ich das erste Mal dort war, hätte ich nie gedacht, dass es mir gefallen würde. Doch eine grosse Stadt ist wie einen grossen Wald zu entdecken.
Deine Lieblingsjahreszeit?
Mir gefallen alle Jahreszeiten. Ein Winter mit genügend Schnee, tiefen Temperaturen und Windstille wäre ideal und könnte für mich sechs Monate dauern.
Worauf kannst du nicht verzichten?
Ich könnte nicht darauf verzichten, draussen zu sein.
Das SLF feiert dieses Jahr «75 Jahre Lawinenbulletin». Was bedeutet das für dich?
Ich bin stolz und zufrieden, Teil dieses Stücks Geschichte zu sein. Das Lawinenbulletin des SLF ist zudem eine gute Visitenkarte.