Gletscherabbruch in den Dolomiten: Statements der WSL

04.07.2022 | Kommunikation | News WSL 

Antworten auf die wichtigsten Fragen zum tragischen Gletscherabbruch in den Dolomiten von Matthias Huss, Glaziologe an der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und der ETH Zürich.

  • Dr. Matthias Huss ist Leiter des Schweizerischen Gletschermessnetz Glacier Monitoring Switzerland (GLAMOS), das gemeinsam von der WSL, der ETH Zürich, der Universität Zürich und der Universität Fribourg durchgeführt wird.

 

nnte so ein Ereignis auch in der Schweiz passieren?

Ja, solche Ereignisse können nie ausgeschlossen werden. Allerdings ist es sehr schwierig Ort und Zeitpunkt vorauszusehen, sofern keine vorherigen Indikationen auf eine mögliche Instabilität bestehen.

 

Welche Umweltfaktoren spielen eine Rolle?

Momentan ist dies noch schwierig mit Sicherheit zu sagen. Untersuchungen der Verantwortlichen vor Ort werden die genauen Ursachen des Ereignisses klären müssen. Die aussergewöhnliche Situation in diesem Jahr mit sehr wenig Schnee im Winter und früher, starker Eisschmelze hat aber sicher eine Rolle gespielt.

Trockenheit und Hitze sind mit Sicherheit nicht die einzigen und ausschlaggebenden Faktoren, sondern die unterstützen eine potentiell gefährliche Situation, die vorher schon vorlag und sich wahrscheinlich über längere Zeit schon ausgebildet hat. Allerdings können hohe Temperaturen und damit ein verstärkter Eintrag von Schmelzwasser schlussendlich ein Auslöser sein.

 

Gibt es allfällige Warnzeichen, die Berggänger beachten könnten?

Für den Laien dürfte es sehr schwierig sein, eine Situation einzuschätzen. Selbst mit viel Erfahrung ist es oft fast unmöglich mit einer einzelnen Beobachtung abzuschätzen, ob ein Abbruch unmittelbar bevorsteht oder nicht. Falls eine kritische Situation erkannt ist, könnte nur eine ständige Beobachtung der Veränderung Aufschlüsse über den Zeitpunkt des Ereignisses geben.

 

Werden Gletscher-Wanderungen künftig immer gefährlicher werden?

Ich glaube, man kann das nicht allgemein formulieren. Gefahren im Hochgebirge, wie Eisabbrüche oder auch Steinschlag, waren schon immer und bleiben auch in Zukunft zu einem gewissen Grad unberechenbar. Allerdings führt der aktuelle Klimawandel zu neuen und bislang schwer vorhersehbaren Situationen, die ständig neu beurteilt werden müssen.

 

Werden solche Ereignisse mit dem Klimawandel häufiger auftreten?

Generell kann man dies nicht sagen. Allerdings begünstigt die Klimaänderung, dass sich neue gefährliche Situationen ausbilden. Diese rechtzeitig zu erkennen um Frühwarnsysteme aufzubauen ist die grosse Herausforderung.

 

Sind die Gletscher überhaupt noch zu retten?

Mit konsequentem und globalem Klimaschutz kann tatsächlich noch ein Teil der Gletscher gerettet werden. Wir sprechen hier von rund einem Drittel in den Alpen bei einer Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Das ist zwar nicht viel, aber es würde dennoch die ärgsten Auswirkungen abfedern.

Ansprechpersonen für Medien

  • Dr. Matthias Huss, Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), Birmensdorf und ETH Zürich, Schweiz
    Leiter des Schweizerischen Gletschermessnetz Glacier Monitoring Switzerland (GLAMOS), das gemeinsam von der WSL, der ETH Zürich, der Universität Zürich und der Universität Fribourg durchgeführt wird.
    • Email: matthias.huss@wsl.ch
    • Telefon: 044 632 40 93
    • Sprachen: Deutsch, Französisch, Englisch
  • Dr. Daniel Farinotti, Assistenzprofessor für Glaziologie an der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie (VAW), ETH Zürich und der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), Birmensdorf, Schweiz
    • Email: daniel.farinotti@wsl.ch
    • Tel: 044 739 25 04
    • Sprachen: Deutsch, Italienisch, Französisch, Englisch


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