Gute Nachricht für Feinschmecker: Trüffel sind nicht radioaktiv

25.02.2016  |  News

Auch 30 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl reichern manche Waldpilze gefährliche Mengen von Radioaktivität an. Mit einer Ausnahme: Wilde Trüffel, eine der teuersten Delikatessen der Welt. Dies berichten Schweizer und deutsche Forscher, die Burgundertrüffel aus Mitteleuropa analysiert haben, im Fachjournal "Biogeosciences".

Nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl von 1986 verteilten Wind und Regenfälle beträchtliche Mengen von radioaktiven Partikeln, insbesondere Cäsium-137 (137Cs), weit über den europäischen Kontinent. "Vielerorts ist der Humus, die oberste Waldbodenschicht, noch heute radioaktiv verseucht", sagt Ulf Büntgen, Leiter der Dendroökologie-Gruppe an der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL.

Den unterirdisch wachsenden Burgunder- oder Sommertrüffeln (Tuber aestivum), die Feinschmecker wegen ihres nussigen Aromas schätzen, scheint dies jedoch nichts anzuhaben. "Wir waren sehr überrascht, dass sämtliche untersuchten Exemplare kaum 137Cs aufwiesen", sagt Büntgen.

Radioaktivität in der Nahrungskette

Überraschend ist dies vor allem, weil Trüffel wie viele Pilze unterirdisch wachsen und ihre Nährstoffe aus dem Humus gewinnen, der radioaktiven Ausfall akkumulieren kann. Hirschtrüffel zum Beispiel, die nicht zur Gattung Tuber gehören und deshalb auch "falsche" Trüffel genannt werden, gehören zu den am stärksten radioaktiv belasteten Pilzen. Sie schmecken Rehen und Wildschweinen besser als den Menschen. Deshalb weisen laut den Forschern in den von Tschernobyl am stärksten verseuchten Gegenden nicht nur die Pilze, sondern auch das Wildfleisch bis heute zu hohe 137Cs-Werte auf.

Die Forscher wollten herausfinden, ob dies bei Burgundertrüffeln auch der Fall ist. "Wir fokussierten auf Burgundertrüffel wegen ihrer weiten geographischen Verbreitung", erklärt Büntgen. "So konnten wir Fruchtkörper aus einem breiten Spektrum von Umweltbedingungen sammeln." Der noch teurere Schwarze oder Périgord-Trüffel komme hingegen nur in der Mittelmeerregion vor.

Mit Hunden gesammelt

Die Wissenschaftler analysierten 82 Burgundertrüffel aus ganz Europa, die zwischen 2010 und 2014 mit Hilfe von ausgebildeten Trüffelhunden gesammelt worden waren. Sie stammten aus diversen natürlichen Lebensräumen und Plantagen in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Italien und Ungarn.

Alle Proben enthielten vernachlässigbare Werte von Radioaktivität, berichten die Forschenden in Biogeosciences. Die 137Cs-Werte lagen unter der Nachweisgrenze von 2 Becquerel pro Kilogramm. Dies liegt weit unter der Toleranzschwelle von 600 Becquerel pro Kilogramm, was bedeutet, dass die Trüffel aus den untersuchten Regionen bedenkenlos gegessen werden können.

"Der Erfolg der Trüffelhunde definierte die Stichprobengebiete", erklärt Büntgen. "Wir versuchten, so viele Fruchtkörper wie möglich aus einer möglichst grossen Region zu bekommen." Die Stichprobenverteilung sei somit zwar nicht optimal, aber gut genug für eine erste Erhebung und Interpretation.

Die Forschenden können nichts dazu sagen, wie die Resultate aussehen würden, wenn sie Trüffel in stärker 137Cs-verseuchten Gebieten wie Weissrussland, der nördlichen Ukraine oder Mittelösterreich gesammelt hätten. "Wir wissen es nicht", sagt Büntgen. "Wir werden unsere Suche jedoch auf weitere Regionen ausweiten."

Unklar ist ebenfalls, warum die Burgundertrüffel weniger anfällig für die Aufnahme von Radioaktivität sind als andere Pilze. Die Wissenschaftler vermuten, dass es damit zu tun hat, wie Tuber aestivum Nährstoffe aus dem Boden aufnimmt. Sie betonen jedoch, dass es weitere Abklärungen braucht, um genau zu wissen, warum Burgundertrüffel nicht radioaktiv sind.

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