15.05.2023 | Universität Neuenburg | News WSL
Schlechte Nachrichten für die Schweizer Landwirtschaft: Mehrere Arten von Schädlingen werden profitieren, wenn das Klima sich weiter erwärmt. Das ist eines der Ergebnisse des Geografen Léonard Schneider, Doktorand am gemeinsamen Lehrstuhl für Angewandte Klimatologie an der Universität Neuenburg und der Eidg. Forschungsanstalt WSL. Ziel seiner Doktorarbeit ist es, die Auswirkungen des Klimawandels auf Schädlinge in der Schweiz zu modellieren. Er hat seine Dissertation am 12. Mai öffentlich verteidigt.
Es ist das erste Mal, dass eine Studie von Klimadaten - hauptsächlich von Temperaturmessungen - ausgeht und diese mit der Fortpflanzung von Insektenschädlingen in der Schweiz in Verbindung bringt. In dieser Studie untersuchten Léonard Schneider und seine Kollegen, ob die Veränderung der Tagestemperaturen die Fortpflanzung gewisser Arten von Schädlingen begünstigen könnte.
Das ist tatsächlich der Fall, und zwar da die Winter weltweit milder wurden und die Zeitspanne, in der Insekten sich entwickeln können, länger und wärmer. «Das ist besonders deutlich bei Schädlingen, deren Fortpflanzungszyklus mehrere Generationen in einem Jahr umfasst, wie beim Buchsbaumzünsler, beim Bekreuzten Traubenwickler oder beim Apfelwickler», erläutert Schneider. «Eine wärmere Entwicklungssaison begünstigt beispielsweise eine zusätzliche Generation pro Jahr.»
Um Modelle zur Vorhersage dieser Entwicklung zu erstellen, benutzte Schneider die durchschnittliche Tagestemperatur während der Entwicklungssaison der Insekten. Von diesen Temperaturen von April bis September hängt es schlussendlich ab, ob eine zusätzliche Generation erscheint oder nicht.
«Dazu», so der Forscher, «haben wir Daten der täglichen Durchschnittstemperatur der letzten 40 Jahre (1980 bis 2021) gesammelt, die von 67 Messstationen von MeteoSchweiz in 200 bis 2300 Metern Höhe stammen. Dann haben wir zwei Klimaszenarien verwendet, die einen unterschiedlichen Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre in den nächsten Jahren vorsehen, um daraus die täglichen Durchschnittstemperaturen von 2022 bis 2099 abzuleiten.»
In beiden Szenarien treten pro Jahr eine oder mehrere zusätzliche Generationen dieser Insekten auf, wobei die Folgen bei geringeren CO2-Emissionen deutlich weniger gravierend sind.
Andere Schädlingsarten könnten den Winter leichter überstehen, fährt der Forscher fort, der unter der Aufsicht von Martine Rebetez, Professorin für Klimatologie, gearbeitet hat. Man denke an den Pinien-Prozessionsspinner (Thaumetopoea pityocampa) und die Fichtenröhrenlaus (Elatobium abietinum) sowie an einige Kulturschädlinge wie die Grüne Reiswanze (Nezara viridula).
Die Modelle zeigen, dass hier gegen Ende des 21. Jahrhunderts die künftigen Temperaturen gewisse Kulturschädlinge bevorteilen, indem sie ihnen erleichtern, im Mittelland zu überwintern. Auch bestimmte Waldschädlinge können dadurch wahrscheinlich in höhere Lagen vorstossen.
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