25.07.2017 | News
Die europäischen Lawinenwarndienste haben sich zum Ziel gesetzt, gemeinsame Standards in der Lawinenwarnung zu entwickeln. An der Generalversammlung beschlossen sie kürzlich, die Bezeichnungen der Lawinengrössen anzupassen.
Um die Lawinenwarnung über die Landesgrenzen hinaus zu koordinieren, tauschen sich die Vertreter der European Avalanche Warning Services (EAWS) an regelmässigen Treffen aus. Vom 12. bis 15. Juni 2017 kamen die Warndienste der europäischen Mitgliedsländer – darunter die Schweiz – in Tutzing (D) zur Generalversammlung zusammen. An dieser definierte die EAWS Richtlinien für Abstimmungen und Wahlen, welche alle 29 Lawinenwarndienste aus 16 Ländern angenommen und unterzeichnet haben. Dadurch können nun gemeinsame Entscheide schneller gefasst und umgesetzt werden.
Ein wichtiger Beschluss ist die Änderung der Bezeichnungen für die verschiedenen Lawinengrössen, die allerdings erst auf den Winter 2018/19 eingeführt wird. Bisher verwendet man in den Lawinenbulletins fünf Grössenklassen: Sehr kleine, kleine, mittlere, grosse und sehr grosse Lawinen. Diese Einteilung entspricht jedoch nicht der allgemeinen Wahrnehmung. Denn bereits Lawinen der bisherigen Grösse «klein», zu denen auch die typischen Skifahrer-Lawinen zählen, können bis zu 200 Meter lang und damit beachtlich gross werden. Sie können Personen verschütten, verletzen oder gar töten.
Dem wollen die Warndienste mit der neuen Grösseneinteilung Rechnung tragen. Die Bezeichnung «sehr klein» fällt weg. Die neue Einteilung unterscheidet zwischen kleinen, mittleren, grossen, sehr grossen und extremen Lawinen, wobei die typische Skifahrer-Lawine die Bezeichnung «mittel» erhält. Seltene Katastrophenlawinen werden neu als «extreme» Lawinen bezeichnet.
Interpretation der Bulletins erleichtern
Ausserdem hat die EAWS Definitionen für die typischen «Lawinenprobleme» (z.B. Neuschnee, Triebschnee, etc.) erarbeitet und Richtlinien für deren Verwendung in den Lawinenbulletins verabschiedet. Vereinheitlichungen wie diese sollen es für Wintersportler einfacher machen, die Lawinenbulletins in anderen europäischen Ländern zu verstehen und richtig zu interpretieren. Der bisher weitreichendste Schritt war im Jahr 1994 die Einführung der fünfstufigen, einheitlichen Gefahrenskala, die bis heute gilt.
Um weitere Vereinheitlichungen zu erreichen, hat die EAWS nun ein Technical Advisory Board (technische Kommission) eingerichtet. Deren Leitung übernimmt Thomas Stucki, der auch den Lawinenwarndienst am SLF leitet. Das Gremium besteht aus acht Mitgliedern, von denen einige Arbeitsgruppen führen. Diese befassen sich mit verschiedenen Themen wie etwa einer «Best practice» in der Lawinenwarnung. Über die Ergebnisse der Arbeitsgruppen und weitere Schritte wird an der nächsten EAWS-Generalversammlung abgestimmt, die 2019 in Norwegen stattfindet.
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