07.03.2023 | Beate Kittl | Sophie Stroheker | Simon Blaser | News WSL
*** Korrektur vom 2.5.2023: Im 3. Abschnitt heisst es neu "Da insbesondere in der Westschweiz regional teilweise nur 60 Prozent der normalen Niederschlagsmenge fiel..." statt "Da insbesondere in der Westschweiz bis zu 60 Prozent weniger Niederschlag als in normalen Jahren fiel...". ***
Die Borkenkäfer profitierten von der warmen und trockenen Witterung des letzten Jahres. Drei Prozent mehr befallenes Holz als 2021 mussten genutzt werden und die Anzahl der gemeldeten Käfernester stieg um rund 1000 auf schweizweit über 8000, zeigt der Borkenkäfer-Jahressrückblick der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL.
2021 hatte den Forstbetrieben eine kurze Verschnaufpause beschert: Die kühle und feuchte Witterung war für Buchdrucker (Ips typographus) – der wirtschaftlich wichtigsten Borkenkäferart in der Schweiz – ungünstig. 2022 nahm jedoch die Zwangsnutzung von Käferholz im Sommer in 14 Kantonen wieder zu, am meisten in der Waadt (+125 %), in Neuenburg (+95 %) sowie im Kanton Zug (+77 %). Stark gesunken im Vergleich zum Vorjahr sind die Sommerzwangsnutzungen in den Kantonen Jura und den beiden Basel (je -60 %), sowie in den Kantonen Appenzell Ausserrhoden und Luzern (je -45 %).
Stärker stieg die Zahl an Befallsherden, also die von Forstbetrieben gemeldeten Käfernester. Sie stieg um ein Siebtel (13%) von 7'324 auf 8'297. Wieder sind die Kantone Waadt und Neuenburg Spitzenreiter (Waadt: +137 %, Neuenburg +107%). «Das vergangene Jahr bot ausserordentlich gute Entwicklungs- und Flugbedingungen für die Käfer», sagt Simon Blaser von Waldschutz Schweiz, der Fach- und Beratungsstelle für Waldgesundheit der WSL. Mit 1,6 °C über der Norm von 1991-2020 war 2022 das wärmste Jahr seit dem Messbeginn 1864. Teilweise ermöglichte das den Käfern, eine zusätzliche Generation anzulegen, wie Modellrechnungen zeigen (https://borkenkaefer.wsl.ch/de/kaeferholzmengen.html).
Die Zunahme an Käfernestern erklärt Waldschutz Schweiz unter anderem durch die ausgeprägte Trockenheit in vielen Regionen von Juni bis August 2022. «Es ist davon auszugehen, dass die Fichten zumindest gebietsweise unter Trockenstress litten, was ihr Verteidigungspotenzial gegenüber Buchdruckerangriffen reduziert haben könnte», sagt Blaser. Da insbesondere in der Westschweiz regional teilweise nur 60 Prozent der normalen Niederschlagsmenge fiel, dürften der hohe Zuwachs bei Zwangsnutzung und Käfernestern in den Kantonen Waadt und Neuenburg teilweise darauf zurückzuführen sein.
Starke Hagelschäden ¶
Eine weitere Ursache für die stärkere Vermehrung des Buchdruckers sind schwere Hagelschäden am Wald im Juni 2021 in vielen Regionen der Schweiz. Betroffen waren unter anderem Fichtenbestände in den Kantonen Bern, Fribourg, Neuenburg, Schwyz und Zug. Hagelkörner mit Durchmessern von bis zu 7 cm und starke Sturmböen verursachten Rindenabplatzungen, Windwürfe und schwächten oder zerstörten ganze Fichtenbestände. Wo das geschädigte Holz nicht rasch abtransportiert werden konnte, bot es dem Buchdrucker ideale Vermehrungsbedingungen.
Ausblick ¶
Die Zunahme der Befallsherde lässt vermuten, dass der Befall von Fichten im Jahr 2023 erneut zunehmen wird. Insbesondere, wenn die Witterung weiterhin überdurchschnittlich warm und trocken bleibt. Mit dem Klimawandel ist langfristig zu erwarten, dass die Fichte ausserhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets – in der Schweiz in höheren Lagen – immer stärker von Buchdruckern befallen wird. Diese Entwicklung wird einen Waldumbau nötig machen, der wegführt von reinen Fichtenbeständen.
Um die Forstpraxis optimal bei der Planung des Buchdruckermanagements zu unterstützen, arbeitet die WSL zurzeit an einer Weiterentwicklung der Borkenkäfer-Simulation Online (BSO, www.borkenkaefer.ch).
Die neu aufbereitete Webseite www.borkenkaefer.ch enthält die aktuellen Daten zum Käferflug, Befallszahlen und Käferholzmengen sowie Hintergrundinformationen zur Biologie des Buchdruckers.
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