Massensterben von Föhren liegt an Regenmangel im Hoch- und Spätsommer

Seit den 1990er-Jahren sterben im Wallis und anderen trockenen Alpentälern immer wieder massenweise Waldföhren ab. Das Kuriose: Die Niederschlagsmengen in den entscheidenden Sommermonaten sind im Vergleich zu früher gar nicht gesunken. Forschende der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL haben nun eine Erklärung gefunden.

An den Walliser Berghängen starben seit den 1990er-Jahren immer wieder reihenweise Waldföhren. Die Massensterben weckten die Neugier der Forschenden. Sie fielen nämlich nicht nur in Jahre mit schweiz- und europaweiten Hitze- und Trockenheitsextremen wie in den Jahren 2003 oder 2018, die das Phänomen erklären könnten.

Ein Forschungsteam der WSL wollte nun genau wissen, welche Faktoren für diese Ereignisse verantwortlich sind. Die Forschenden stellten Daten von vier Forschungsflächen in der Region zusammen, auf denen der Wald seit den 1990er- oder den frühen 2000er-Jahren untersucht wird: Visp, Pfynwald, Saillon und Lens. Zu den untersuchten Faktoren gehören der Nadelverlust der Baumkronen, ein wichtiger Indikator zum Baumzustand, Insektenbefall, Bodenfeuchte und Mistelbefall. Dazu kamen Daten von MeteoSchweiz seit den 1980er-Jahren zu Regen, Temperatur, Luftfeuchte, Sonneneinstrahlung und Wind, aus welchen auch Extreme wie Hitze- und Frostereignisse bestimmt wurden.

Stärkere Verdunstung

Das Resultat war erstaunlich eindeutig: «Die plötzlichen Föhrensterben lassen sich ganz klar auf einzelne Jahre mit besonders regenarmen Sommermonaten von Juli bis September zurückführen», sagt Stefan Hunziker von der WSL-Gruppe Ökosystem-Ökologie. Faktoren wie Insekten oder Frühjahrsfrost trugen zwar vereinzelt zur Sterblichkeit bei, gaben aber nicht der Ausschlag. So kam denn plötzliches Absterben vieler Bäume überwiegend im Gebiet vor, wo Regenmengen im Sommer öfters besonders tief ausgefallen sind. In Visp, wo es mehrere Föhren-Massensterben gegeben hatte, liessen sich alle durch Regenmangel in diesen Monaten erklären – und das, obwohl besonders regenarme Sommermonate weder extremer noch häufiger wurden in den letzten vier Jahrzehnten.

Dies ist nur scheinbar ein Widerspruch. Der globale Klimawandel hat seit den 1980er-Jahren deutlich an Fahrt aufgenommen und führte im Wallis im Frühling und Sommer zu höheren Lufttemperaturen von rund zwei Grad. Gleichzeitig nahm die Luftfeuchte ab und die Anzahl Sonnenstunden zu. Diese Veränderungen erhöhten den Wasserverlust der Föhren aus den Nadeln während der Photosynthese und liessen die Böden im Sommer stärker austrocknen. Bei einem kurzen Regenguss können sich die Bäume zwar wieder erholen vom erhöhten Trockenstress, bleibt dieser aber aus, ist das Risiko von schweren Schäden oder kompletter Vertrocknung hoch.

Schlechte Aussichten für Föhrenwälder

Ähnliche Ereignisse, bei denen plötzlich zahlreiche Föhren starben, sind auch aus anderen trockenen Alpentälern bekannt, aber ebenso aus Ländern wie Spanien, Deutschland und Rumänien. «Auch dabei spielt der Niederschlag im Hoch- und Spätsommer vermutlich die entscheidende Rolle», sagt Hunziker. In Zukunft werden die Regenmengen im Sommer eher abnehmen, während der Wasserverlust durch Verdunstung weiter zunimmt. Die Leute, die jene Wälder bewirtschaften, müssten sich darauf gefasst machen, dass sich die Waldstruktur und Artenzusammensetzung verändern wird.

Die Waldföhre ist heute einer der häufigsten und typischsten Waldbäume des Wallis und Europas. Sie ist nicht nur für die Holznutzung, sondern auch als Hauptbaumart des Schutzwaldes an den steilen Hängen von grosser Bedeutung. «Die Aussichten für die Föhrenwälder in tieferen Lagen im Wallis sind nicht gut.» Das Wallis und andere trockene Alpentäler sind zudem eine Art Frühwarnregion für die heisseren und trockeneren Zeiten, die auch in anderen Regionen bevorstehen.



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