Jon-Andri Bisaz, Celerina (GR)

  • Verheiratet, zwei erwachsene Kinder

  • Ehemals Förster, nun angestellt in einem Ingenieurbüro und selbständig erwerbend als Berater Lawinendienst im Oberengadin

  • SLF-Beobachter seit 2017

Was genau meldest du als Beobachter?

Ich bin regionaler Beobachter und melde das ganze Oberengadin. Zu meinen Aufgaben gehört es auch regelmässig Schneeprofile an einem Hang im Gelände zu machen.

Wie wurdest du SLF-Beobachter? 

Ich habe schon lange Zeit bevor ich Beobachter wurde dem SLF regelmässig Einschätzungen und Beobachtungen gemeldet. Ich wurde dann von der Lawinenwarnung angefragt, ob ich nicht offiziell als Beobachter melden möchte.

Was gefällt dir an der Aufgabe? 

Mir gefällt die intensive Zusammenarbeit mit der Lawinenwarnung. Es ist ein Mehrwert für beide Seiten. Einerseits liefere ich der Lawinenwarnung meine Beobachtungen, andererseits bin ich durch den intensiven Kontakt besser informiert. Von diesem regen Austausch profitiere ich in meiner Arbeit für den Lawinendienst.

Was magst du nicht/was ist mühsam?

Schwierig ist es, wenn wir eine kritische Lawinensituation im Oberengadin haben. Dann habe ich sehr viel zu tun mit dem Lawinendienst. Während solchen Lagen auch noch für das SLF zu melden, das ist sehr herausfordernd. Aber auch das Gegenteil kann der Fall sein. Wenn wir wochenlang hochdruckbestimmtes Wetter haben, ist es mühsam, weil es nicht viel zu melden gibt.

Was bedeutet es dir, Beobachter zu sein?

Ein gewisser Stolz verbindet mich mit dieser Aufgabe. Dass ich Teil dieses Teams bin und gebraucht werde.

Wie gut kannst du die Aufgabe mit deiner sonstigen Tätigkeit vereinbaren?

Sehr gut. Für den Lawinendienst mache ich jeden Tag Beurteilungen, zum Beispiel für das Tiefbauamt oder die Rhätische Bahn. Der Mehraufwand, den ich als Beobachter leisten muss, ist verhältnismässig.

Was war dein eindrücklichstes Erlebnis mit Schnee und Lawinen?

In einem Winter vor sechs oder sieben Jahren hatten wir extrem viel Schnee, über eine längere Zeit. Die maximalen Messwerte seit Messbeginn wurden massiv überschritten. Das war sehr herausfordernd für mich. Denn ich wusste nicht, was als nächstes kommt. Mit dieser enormen Schneemenge waren auch grosse Lawinen möglich. Trotzdem darf man in solchen Situationen natürlich nicht in Panik geraten und muss beispielsweise entscheiden, ob eine Strasse geschlossen werden muss. Zum Glück sind keine sehr grossen Lawinen gekommen. Aber das Potential war da.

Was verbindet dich mit dem Material Schnee?

Mich fasziniert der Stoff, er verändert sich dauernd. Kaum hat man etwas verstanden, tauchen neue Themenfelder auf. Ich denke, dass uns die Gleitschneelawinen in den nächsten Jahren noch stark beschäftigen werden.

Was machst du gerne am Feierabend/in deiner Freizeit?

Im Winter gebe ich in meiner Freizeit Skischule, gehe selber Ski fahren oder mache Skitouren. Im Sommer fahre ich gerne Velo und ich segle auch. Am liebsten auf dem Comersee, weil es dort viel wärmer ist als bei uns im Engadin.

Deine Lieblingsjahreszeit?

Ich liebe alle Jahreszeiten, die endlose Wiederkehr der natürlichen Rhythmen. In einem Gebiet zu leben wie in den Tropen, das wäre nichts für mich.

Worauf kannst du nicht verzichten?

Ich könne nicht auf meine Familie und die Natur verzichten. Alles was ich gerne mache, findet draussen in der Natur statt.

Das SLF feiert dieses Jahr «75 Jahre Lawinenbulletin». Was bedeutet das für dich?

Das beutet sehr viel für mich. Das SLF ist ein Institut, das sehr viel gemacht hat, damit die Bevölkerung in den Bergen weitestgehend sicher leben und dass der Tourismus in den Bergen stattfinden kann.