Mit Wissenschaft zur Olympia-Medaille?

Wie auch schon während den letzten drei Olympischen Spielen wird das SLF die Wachsleute der Swiss-Ski Servicecrew in Peking unterstützen. Neben den Ski- und Snowboard-Teams kommen vor allem das Langlauf- und das Biathlon-Team in den Genuss. Das Serviceteam erhält jeweils eine Karte der Rennstrecke mit den prognostizierten Schneeoberflächentemperaturen während des Wettkampfes.

Vom 4. bis zum 20. Februar 2022 finden die Olympischen Spiele in China statt. Für Athletinnen und Athleten sind diese der Höhepunkt ihrer Sportlerkarriere. Ob Dario Cologna, Nadine Fähndrich, Benjamin Weger oder Selina Gasparin die Nase vorn haben werden, hängt von vielen Faktoren ab. Einer davon sind optimal präparierte Wettkampfskis. Vor allem bei den nordischen Disziplinen, dem Langlauf und dem Biathlon, kommt dem richtigen Skiwachs eine grosse Bedeutung zu. Denn bei den Langlaufskis ist es entscheidend, dass sie gut auf dem Schnee gleiten und deshalb erfordern unterschiedliche Schneetemperaturen verschiedene Skiwachse und Skischliffe. Bei den alpinen Skiwettkämpfen sind diese Faktoren weniger dominant. Wegen den höheren Geschwindigkeiten sind windschlüpfrige Rennanzüge und Körperpositionen mindestens genauso wichtig. Zudem sind die Nordischen im Vergleich zu den Alpinen deutlich länger auf der Rennstrecke unterwegs und so summieren sich auch kleinste Unterschiede über das ganze Rennen. Es ist also essentiell, dass richtig gewachst wird. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Serviceleute die zum Wettkampfzeitpunkt herrschenden Schnee- und Wetterbedingungen genau kennen. Im Auftrag von Swiss Olympic berechnet Fabian Wolfsperger, Mitarbeiter am SLF, wie der Schnee auf der Rennstrecke am Tag des Wettkampfes beschaffen sein wird. Ein wichtiges Puzzleteil für die Schweizer Serviceleute, das ihnen hilft, die Skis optimal zu wachsen.

Herausforderung am Wettkampfort

Die Winter am Wettkampfort, der rund 180 km von Peking entfernt liegt, sind kalt und trocken, es fällt sehr selten Schnee. Deshalb werden die Athletinnen und Athleten vor allem künstlich beschneite Loipen, also technischen Schnee vorfinden. Peking liegt etwa so südlich wie Neapel. Die Sonneneinstrahlung im Februar kann somit schon recht hoch sein und den Schnee im Laufe des Tages zum Schmelzen bringen. Grundlage für die Modellierungen der Rennstrecken sind digitale Höhenmodelle und Wetterprogosen. Da hochaufgelöste Geländemodelle in China nicht offen verfügbar sind, mussten vereinfachte Modelle mit Satellitenbildern und Kartenmaterial des Veranstalters optimiert werden. Um diese Geländemodelle zu verifizieren, reiste Fabian Wolfsperger bereits im Dezember 2021 für einige Tage zum Wettkampfort. Dort mass er die Langlauf- und Biathlon-Strecken mit dem GPS ein und konnte die Strecken überprüfen und z.B. die Neigungen der Loipe in Hanglagen verifizieren. Er liess bereits die Modelle zusammen mit den Wetterprognosen laufen und überprüfte die berechneten Schneetemperaturen am nächsten Tag vor Ort, in dem er Messungen auf den Rennstrecken durchführte.

Wissenschaftliche Modelle in der Anwendung

Zusammen mit den zwei am SLF entwickelten Computermodellen «Alpine 3D» und «SNOWPACK» und detaillierten Wetterprogosen fertigt Fabian Wolfsperger täglich Karten der Rennstrecken, welche die Schneebedingungen für den nächsten Tag darstellen. Darauf sind die Schneeoberflächentemperaturen zu verschiedenen Zeiten, z.B. um 9, 10 und 11 Uhr ersichtlich. Der Verlauf der Schneeoberflächentemperatur über den Tag, welcher vor allem durch das Wetter beeinflusst wird, zeigt, wie die Bedingungen am nächsten Tag sein werden. Werden sie gleich oder anders sein wie an den vergangenen Tagen? Welcher Hang wird welche Temperatur haben? Entscheidend in Peking wird sein, wann der Schnee die Temperatur von Null Grad Celsius erreicht, denn dann beginnt er zu schmelzen und die Bedingungen auf der Strecke verändern sich schlagartig. Ob die prognostizierten Karten zum Erfolg beitragen werden und jubelnde Schweizer Athletinnen und Athleten mit Medaillen um den Hals zurück in die Schweiz fliegen werden, wird sich diese Tage zeigen. «Ich hoffe, dass ich mit meiner wissenschaftlichen Arbeit ein kleines Bisschen zum Erfolg unserer Athletinnen und Athleten beitragen kann», sagt Fabian Wolfsperger.

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