Welcher Wald schützt am besten vor Erdrutschen und Hangmuren? Dazu liefern Forschende von WSL und SLF dank einer Datenbank mit inzwischen über 750 erfassten Rutschungen Antworten. In der jüngsten Ausgabe der Schweiz. Zeitschrift für Forstwesen (SZF) sind die Erkenntnisse über die Schutzfunktion von Wäldern und Bäumen zusammengefasst.

In einem Gebirgsland wie der Schweiz kommt nicht immer alles Gute von oben: Auf immerhin 6 bis 8% der Fläche der Schweiz ist der Untergrund instabil – hauptsächlich im voralpinen und alpinen Raum. Nach starken Niederschlägen gerät besonders an steilen Hängen die Erde in Bewegung. Bei Hangmuren saugen sich Böden in Hanglagen mit Wasser voll und verflüssigen sich regelrecht. Sie sind eine grosse Gefahr für Gebäude, Strassen oder Eisenbahnlinien. Bei flachgründigen Rutschungen, die weniger Wasser als Hangmuren enthalten, rutscht die oberste Erdschicht ab.
Der Klimawandel wird diese Risiken sogar erhöhen: Wenn Starkniederschläge wie erwartet zunehmen, dürften flachgründige Rutschungen und Hangmuren öfter vorkommen. Der Wald mindert diese Risiken teilweise – deshalb werden steile Bergflanken auch seit über 100 Jahren aufgeforstet. Neu ist indes, dass es nicht irgendein Baumbestand sein sollte. Dies geht unter anderem aus den über 750 Rutschungen hervor, die WSL-Forschende seit 1997 in der Rutschungsdatenbank detailliert erfasst haben. Die Daten stehen seit kurzem im Internet zur Verfügung.
Fichten werden leicht mitgerissen
Die neusten Erkenntnisse über die Wirkung des Waldes auf Rutschungen fassen nun mehrere Forschende in einer Spezialausgabe der Schweiz. Zeitschrift für Forstwesen (SZF) zusammen. Dabei sticht hervor, wie wichtig der Zustand des Waldes ist: Sehr dichte Wälder und Windwurfflächen schützen weniger gut vor Rutschungen als solche mit stufigem Bestandesaufbau. An sehr steilen Hängen geraten Wälder allerdings an ihre Grenzen: Bei Hängen mit mehr als 38° Neigung kommt es pro Fläche sogar zu mehr Rutschungen im Wald als im Freiland. Wälder in sehr steilen Lagen werden meist weniger gepflegt und befinden sich vorwiegend in höheren und unwirtlicheren Gebieten, wo auch die störungsanfällige Fichte (Windwurf und Borkenkäfer) besonders stark vertreten ist. Fichten haben keine tiefen Wurzeln und werden deshalb an steilen Hängen leicht mitgerissen.
Welche Art Wald am besten schützt, haben Forschende der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und des WSL-Instituts für Schnee- und Lawienenforschung SLF mit grossräumigen Datensätzen über die Vegetation und Naturereignisse nachgewiesen. Sie zeigen, dass Wiederbewaldung und natürliche Störungen wie der Orkan Lothar, der sich im Dezember zum 20. Mal jährt, aber auch die geschickte Bewirtschaftung des Waldes dessen Schutzfunktion gegen Rutschungen deutlich beeinflussen kann. «Möglichst diverse Strukturen im Wald – sowohl unter- als auch oberirdisch – schützen am besten vor Rutschungen», sagt Christian Rickli. Dazu gehört eine gute Mischung von verschiedenen Baumarten ebenso wie eine vielfältige Altersstruktur der Bäume.
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