Schweizer Landschaften in einer wärmeren Zukunft

Graue Gipfel statt schneebedeckter Höhen, Bergseen statt Gletschern. Städte müssen mit mehr Hitzetagen umgehen: Der Klimawandel wird die Landschaften der Schweiz verändern. Wie, das können wir zurzeit noch mitbestimmen. Ein Projekt der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL zeigt in navigierbaren Panoramabildern und Videos mögliche Zukunftsszenarien auf.

«Ein Bahnhof im Mittelland, im Sommer 2085. Seit zwei Wochen hat es nicht geregnet, es ist unerträglich heiss.» Die Schweiz ist jetzt, gegen Ende des Jahrhunderts, im Durchschnitt um bis zu 4 Grad wärmer als in den Jahrzehnten um seinen Beginn. Statt wie früher einem gibt es nun jährlich 10 bis 30 Hitzetage, an denen Temperaturen von über 30 Grad gemessen werden. Die Trockenphasen sind fast doppelt so lang wie früher. Trotzdem machen wir uns zu einer Wanderung auf. «Wir überqueren den Bahnhofplatz. (…)»

«Begehbare» Zukunft

Wie die oben zitierte Geschichte weitergeht, wie die Stadt und ihre Umgebung aussehen und sich anfühlen könnten, erzählen Forschende im Bericht «+4 °C und mehr: Schweizer Landschaften im Klimawandel». Sichtbar gemacht sind sie in «begehbaren» Visualisierungen und in Videos, die ein Konsortium unter Leitung der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL entwickelt hat.

Die Fachleute von WSL, Universität Lausanne, Global Mountain Biodiversity Assessment, der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz und der Ikonaut GmbH arbeiteten dafür auf wissenschaftlichen Grundlagen Szenarien dazu aus, wie die Landschaft im Mittelland und im Berggebiet in gut 60 Jahren aussehen könnte, falls die Temperaturen in der Schweiz bis Ende des Jahrhunderts um vier Grad Celsius steigen.

Denn dass der Klimawandel die Landschaften und deren Leistungen verändern wird, ist klar. Ein wärmeres Klima beeinflusst die Landwirtschaft, indem manche Feldfrüchte besser, andere schlechter wachsen, Tiere vor Hitze geschützt oder Felder bewässert werden müssen. Winterdestinationen und ihre Gäste müssen mit teils oder ganz ausbleibenden Schneefällen zurechtkommen und die Städte in Zukunft mit mehr Hitze rechnen.

 

Agieren oder reagieren?

Doch festgeschrieben ist das zukünftige Aussehen der Landschaft nur zum Teil: Gletscher werden verschwunden sein. Aber ob und wie wir die Seen, die deshalb entstehen, nutzen, liegt an uns. Der Hitze in Städten lässt sich mit mehr kühlenden Bäumen, mehr offenem Wasser und angepasster Bauweise begegnen – oder mit Klimaanlagen. Eine grosse Rolle für das künftige Aussehen der Landschaften spielt dabei der Zeitpunkt, wann Massnahmen ergriffen werden. Bäume etwa brauchen Zeit zum Wachsen.

Für diese Fragen sollen die Visualisierungen des Projekts sensibilisieren. Sowohl für das Berggebiet als auch das Mittelland gibt es jeweils mehrere Panoramabilder: die Gegenwart und zwei Zukunftsszenarien. Eines, in dem wir frühzeitig Massnahmen ergriffen haben, um die erwarteten Folgen des Klimawandels zu mildern oder gar zu nutzen, und ein zweites, in dem wir jeweils erst nachträglich auf sie reagiert haben, nachdem sie bereits eingetreten waren.

Die Betrachtenden können sich in diesen Bildern «bewegen» und bekommen auf Klick zu einzelnen Punkten weitere Informationen. Begleitet sind sie von Videos und Geschichten von Wanderungen durch die zukünftige Schweiz. Einmal eine auf die Folgen des Klimawandels reagierende: «Wir gehören zu den wenigen Leuten, die die Stadt zu Fuss durchqueren. (…)» , oder eine auf sie vorbereitete: «Wir sind froh, dass die Strassen mit schattenspendenden Bäumen, mit Sträuchern und Gras begrünt sind, denn dadurch wird die Hitze erträglicher (…)». Welches Szenario eher Realität wird, liegt in der Hand von Gesellschaft und Politik.

Kontakt

Christophe Randin

Centre interdisciplinaire de recherche sur la montagne (CIRM)

Université de Lausanne

christophe.randin@unil.ch

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