Steinschlagtests am Flüelapass erstmals mit Schutznetzen

14.10.2019  | Claudia Hoffmann |  News SLF

SLF-Forschende führen mit einem Industriepartner Versuche im Gelände durch, um die Wirkung von Steinschlagnetzen zu optimieren.

Ein 2,5 Tonnen schwerer Stein rollt den Hang hinab und prallt mit voller Geschwindigkeit in ein Schutznetz: Dieses Szenario haben Forschende des SLF zusammen mit der Firma Geobrugg an einem Hang bei Chant Sura am Flüelapass getestet. Dazu verwendeten sie – wie bereits in früheren Versuchen – Betonsteine in verschiedenen Formen und Grössen, die sie von einer Plattform aus in Bewegung setzten. Für die aktuellen Tests wurden nun zusätzlich Netze am Hangfuss installiert, um die Aufprallkräfte und das Abbremsen der Steine zu messen.

Die Versuche finden im Rahmen eines Innosuisse Projekts zur Förderung der Zusammenarbeit zwischen Forschungsinstitutionen und Unternehmen statt. Projektpartner sind das SLF und die Firma Geobrugg, die eine Weiterentwicklung ihrer bisherigen Schutznetze im Gelände testen will. Dazu sind die Netze mit Sensoren ausgestattet, welche die Aufprallkräfte messen. Die Steine wiederum enthalten Sensoren zur Messung von Rotation und Beschleunigung. Highspeed-Videoaufnahmen liefern zudem Informationen über die Bewegungsmuster während des Einschlags. «Ziel ist, neue Messdaten zu gewinnen, um die Konstruktion der Netze sowie unser Steinschlag-Simulationsprogramm zu verbessern», sagt SLF-Projektleiter Andrin Caviezel. Die neuartigen Belastungstests unter Realbedingungen sind eine wertvolle Ergänzung zu den normierten Falltests des Herstellers.

Steinform spielt eine Rolle

Bisherige Versuche, die noch ohne Netze stattfanden, haben bereits wichtige Erkenntnisse geliefert. «Unsere Daten zeigen, dass die Steinform ein nicht zu unterschätzender Faktor in der Gefahrenabschätzung ist», sagt Caviezel. So haben radähnliche Steine einen deutlich breiteren Auslaufbereich als würfelförmige. Hingegen unterscheiden sie sich kaum bezüglich Geschwindigkeiten und Sprunghöhen. Dank der Messdaten lässt sich nun auch die unterschiedliche Interaktion der Steine mit weichem oder hartem Untergrund besser als bisher im Steinschlag-Simulationsprogramm RAMMS::ROCKFALL abbilden.

RAMMS:: ROCKFALL wird von Ingenieurbüros weltweit zur Gefahrenabschätzung und zur Dimensionierung von Schutzbauten genutzt. Bisher lassen sich damit die Auslaufbereiche von Steinen im jeweiligen Gelände simulieren. Langfristiges Ziel ist, auch die Interaktion der Steine mit Fangnetzen und anderen Schutzbauten in das Modell zu integrieren – etwas, wozu die aktuellen Versuche beitragen werden.