Viele neue und altbekannte Schadpilze im Jahr 2023

10.07.2024 | Vivanne Dubach (Waldschutz Schweiz/Protection de la forêt suisse) | WSL News

Mit dem sich verändernden Klima können sich neue Forstkrankheiten und Schadinsekten in der Schweiz etablieren. Aber auch altbekannte Schadorganismen verändern ihr Verhalten, wie Waldschutz Schweiz im Waldschutzüberblick 2023 berichtet.

Erster Nachweis der Russrindenkrankheit an Rosskastanie

Die Russrindenkrankheit ist eine der wenigen Pilzkrankheiten an Bäumen, die auch für den Menschen gefährlich werden kann. Die Pilzsporen lösen mitunter allergische Reaktionen aus. Besondere Schutzmassnahmen sind deshalb angezeigt.

Die Krankheit tritt gewöhnlich an Ahorn auf. 2023 wurde sie auch an der Rosskastanie gefunden – ein Novum für die Schweiz. Nun gilt es also, eine weitere Baumart im Blick zu behalten. Verdächtige Rosskastanien sollten immer von Experten begutachtet werden, da die Symptome mit der bakteriell verursachten Pseudomonas-Rindenkrankheit oder einem Phytophthora-Befall verwechselt werden können.

Mit einer praktischen Erkennungshilfe für Ahorne unterstützt Waldschutz Schweiz zudem die Praxis, die Krankheit präziser zu erkennen.

Phytophthora

In der Gattung Phytophthora finden sich viele stark pathogene Krankheitserreger. Einige davon sind als besonders gefährliche Schadorganismen klassifiziert und der Umgang mit ihnen von Gesetzes wegen reguliert.

Gegenüber den Vorjahren haben die Fälle von Phytophthora 2023 deutlich zugenommen. Während es 2022 insgesamt 15 Phytophthora-Fälle gab, waren es 2023 mit 28 Fällen fast doppelt so viele. Eine Ursache waren die Wetterbedingungen: Wärmere Winter und regenreiche Frühlingsmonate sind ideal für ihre Entwicklung.Als Konsequenz des sich verändernden Klimas wird erwartet, dass sich Phytophthora-Arten, die bisher nur im Süden auftraten, auch auf der Alpennordseite ausbreiten. So wurde 2023 P. cinnamomi erstmals für die Schweiz auf Eiche gefunden – und zwar nördlich der Alpen.

Borkenkäfer gebietsweise im Höhenflug

Der Buchdrucker hat 2023 schweizweit mehr Schäden verursacht. Sowohl die Anzahl Befallsherde, als auch die Sommerzwangsnutzungen von befallenem Holz haben zugenommen. Betroffen waren vor allem der Jura und das Mittelland.

Jedoch waren nicht nur die Buchdrucker auf dem Vormarsch, auch Weisstannenborkenkäfer waren 2023 kräftig am Werk. Weisstannenborkenkäfer befallen hauptsächlich geschwächte und absterbende Weisstannen. Ungünstige Witterungseinflüsse wie Trockenheit oder aber auch ein ungünstiger Standort ausserhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes können zu Vitalitätseinbussen und damit einer erhöhten Anfälligkeit gegenüber diesen Schadinsekten führen.

Thyriopsis halepensis - ein unscheinbarer Nadelpilz wird sichtbar

Auch unscheinbare Pilze können durch das sich verändernde Klima ihr Verhalten ändern und plötzlich sichtbar werden. Thyriopsis halepensis, ein ansonsten eher selten gefundener Nadelpilz auf Föhre, ist so ein Beispiel. 2023 gab es gleich mehrere Fälle von stark betroffenen Pinien (Pinus pinea). Die Kronen verlichteten stark. Die betroffenen Bäume sterben ohne zusätzliche Schadfaktoren zwar nicht ab, können jedoch massive Zuwachseinbussen verzeichnen.

Waldschutzüberblick

Jährlich verfasst Waldschutz Schweiz anhand von Rückmeldungen der kantonalen Forstbetriebe sowie eigenen Beobachtungen und Fallstudien einen Waldschutzüberblick. Der aktuelle Bericht fasst die Auswirkungen von Witterung, Insekten, Pilzen und Bakterien auf den Schweizer Wald 2023 zusammen. Er dient als Leitfaden, auf welche Symptome und Schädlinge in der Forstpraxis besonders geachtet werden sollte.

Waldschutz Schweiz WSS

Als Kompetenzzentrum für Waldschutzfragen bemüht sich Waldschutz Schweiz, für forstlich relevante Themen und Organismen zu jeder Zeit einen Überblick über die Situation in Schweizer Wäldern zu haben.

Waldschutz Schweiz erhebt zusammen mit den kantonalen Forstdiensten Vorkommen und Ausmass von biotischen und abiotischen Beeinträchtigungen des Waldes, informiert über aktuelle Waldschutzereignisse, berät Betroffene bei Waldschutzfragen, und engagiert sich in der Weiterbildung von Forstdiensten, der Grünen Branche, Studierenden und weiterem Fachpersonal.

Da koordiniertes internationales Handeln immer wichtiger wird, pflegt WSS zudem den Informationsaustausch mit in- und ausländischen Fachkollegen. Damit stellt WSS eine Schnittstelle zwischen Forschung, Praxis und Behörden dar, eine Plattform für Informationen.

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