Wo die Wasserreserven der Gebirge am stärksten bedroht sind

09.12.2019  | Beate Kittl/Universität Utrecht/National Geographic | News WSL 

Wissenschaftler aus der ganzen Welt – auch aus der Schweiz – haben eine Rangliste von insgesamt 78 von Berggletschern gespeisten Wassersystemen erstellt. Kriterien waren ihre Bedeutung für die Tiefländer sowie ihre Verletzlichkeit für ökologische und sozioökonomische Veränderungen. Diese Gebirgswassersysteme (Engl.: water towers) speichern und transportieren Wasser über Gletscher, Schneepakete, Seen und Bäche und versorgen so rund 1,9 Milliarden Menschen weltweit - etwa ein Viertel der Weltbevölkerung - mit wertvollen Wasserressourcen.

Die in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte Studie belegt, dass die Gebirgswasserreserven vielerorts durch den Klimawandel, wachsende Bevölkerungszahlen, Misswirtschaft der Wasserressourcen und andere geopolitische Faktoren akut gefährdet sind. Die Autoren kommen zum Schluss, dass internationale, gebirgsspezifische Strategien und Strategien zur Anpassung an den Klimawandel unerlässlich sind, um sowohl Ökosysteme als auch die Menschen flussabwärts zu schützen. In der Schweiz waren Forschende der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und der Universität Zürich beteiligt.

Europäische Alpen stark beansprucht

Das weltweit am stärksten beanspruchte und auch eines der am stärksten gefährdeten Bergsysteme ist die Indus-Region in Asien. Sie besteht aus weiten Teilen des Himalaya-Gebirges besteht und umfasst Teile von Afghanistan, China, Indien und Pakistan. Weit oben auf der Rangliste stehen zudem die südlichen Anden, die Rocky Mountains und die europäischen Alpen.

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Schmelzwasser vom Khumbu-Gletscher läuft im Everest Base Camp, Nepal, im Wasserturm Ganges-Bramaputra. Es wird erwartet, dass die Region bis 2050 einen Temperaturanstieg von 1,6 Grad Celsius verzeichnen wird. Neue Untersuchungen, die von National Geographic und der Partnerschaft Perpetual Planet von Rolex unterstützt werden, zeigen die Bedeutung und Verwundbarkeit der gletscherbasierten Wassersysteme der Welt. Erfahren Sie mehr unter natgeo.com/PerpetualPlanet. Foto von Brittany Mumma, National Geographic.
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Der Gipfel des Bhulan Peak spiegelt sich im Rupal River in Pakistan. Diese Region ist Teil des Indus-Einzugsgebiets, das gemäss einer von National Geographic und der Rolex Perpetual Planet Partnerschaft unterstützen Studie das am stärksten beanspruchte Gletscherwassersystem der Welt ist. Erfahren Sie mehr unter natgeo.com/PerpetualPlanet. Foto von Tommy Heinrich, National Geographic
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Blick über die Region Shimshal Pamir in Pakistan. Diese Region ist Teil des Indus-Einzugsgebietes, das laut Forschungsarbeiten, die von der National Geographic and Rolex Perpetual Planet Partnerschaft unterstützt wurden, das am stärksten beanspruchte Gletscherwassersystem der Welt ist. Erfahren Sie mehr unter natgeo.com/PerpetualPlanet. Foto von Matthew Paley, National Geographic.
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Bauern pflegen ihre Felder hoch in den peruanischen Anden. Neue Forschungsarbeiten, die von National Geographic und Rolex' Perpetual Planet-Partnerschaft unterstützt wurden, unterstreichen die Bedeutung und Verwundbarkeit der Gletscherwassersysteme der Welt, auch in den nördlichen Anden, wo Wasser aus Berggebieten für die Bewässerung von Pflanzen dringend benötigt wird. Mehr erfahren Sie unter natgeo.com/PerpetualPlanet. Foto von Lynn Johnson, National Geographic.
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Gletscher, die das Adela- und Cerro-Torre-Massiv bedecken, spiegeln sich in der Laguna Torre wider, einem Gletschersee im Los Glacieres Nationalpark. Das Südchile-Gebirgswassersystem ist das am stärksten beanspruchte Einzugsgebiet Südamerikas, zeigen neue Forschungsarbeiten, die von National Geographic und Rolex' Perpetual Planet Partnerschaft unterstützt wurden. Erfahren Sie mehr unter natgeo.com/PerpetualPlanet. Foto von Beth Wald, National Geographic.
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Der Mistaya River fliesst durch den Mistaya Canyon in den kanadischen Rocky Mountains. Diese Region ist eines der am stärksten beanspruchten Einzugsgebiete Nordamerikas, zeigen neue Untersuchungen, die von National Geographic und Rolex' Perpetual Planet Partnerschaft unterstützt wurden. Erfahren Sie mehr unter natgeo.com/PerpetualPlanet. Foto von Gordon Wiltsie, National Geographic.
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Blick durch ein Gletschertal auf die kleine Bergstadt Val-d'Isere in den französischen Alpen. Das Einzugsgebiet dieser Region ist einer der am stärksten beanspruchten in Europa, zeigen neue Untersuchungen, die von National Geographic und Rolex' Perpetual Planet Partnerschaft unterstützt wurden und die Bedeutung und Verwundbarkeit der gletscherbasierten Wassersysteme der Welt unterstreichen. Foto von Keith Ladzinski, National Geographic.
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Martigny ist eine von vielen Städten in den Tälern der Schweizer Alpen. Das Einzugsgebiet dieser Region ist eines der am stärksten genutzten in Europa, zeigen neue Untersuchungen, die von National Geographic und Rolex' Perpetual Planet Partnerschaft unterstützt wurden. Erfahren Sie mehr unter natgeo.com/PerpetualPlanet. Foto von Melissa Farlow, National Geographic.
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Das Dorf Khumjung, Nepal, unter Khumbu Yui Lha, einem der hohen Berge des östlichen Himalaya im Einzugsgebiet Ganges-Bramaputra. Neue Untersuchungen, die von National Geographic und der Partnerschaft Perpetual Planet von Rolex unterstützt werden, zeigen die Bedeutung und Verwundbarkeit der gletscherbasierten Wassersysteme der Welt. Erfahren Sie mehr unter natgeo.com/PerpetualPlanet. Foto von Brittany Mumma, National Geographic.
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Solche Bewässerungsschleusen werden von Landwirten im Marjah-Distrikt Afghanistans verwendet. Viele Menschen in der Region sind für die Landwirtschaft und andere Zwecke auf Wasser aus nahe gelegenen Gletschern angewiesen, aber zunehmend sind diese Ressourcen gefährdet. Das Helmand-Einzugsgebiet dieser Region ist das am stärksten gefährdete der Welt. Erfahren Sie mehr auf natgeo.com/PerpetualPlanet. Foto von David Guttenfelder/AP, National Geographic.

Um die Bedeutung dieser 78 Gletscherwassersysteme zu beurteilen, analysierten die Forscher die verschiedenen Faktoren, die bestimmen, wie abhängig die nachgelagerten Gemeinden von der Wasserversorgung aus diesen Systemen sind. Sie bewerteten für jedes Einzugsgebiet, wie verwundbar sowohl die Wasserressourcen als auch die von ihnen abhängigen Menschen und Ökosysteme sind, basierend auf Vorhersagen über das zukünftige Klima und sozioökonomische Veränderungen.

Von den 78 identifizierten globalen Gebirgswassersystemen sind dies die fünf am stärksten beanspruchten des jeweiligen Kontinents:

  • Asien: Indus, Tarim, Amu Darya, Syr Darya, Ganges-Brahmaputra
  • Europa: Rhone, Po, Rhein, Nordküste des Schwarzen Meeres, Küste der Kaspischen See
  • Nordamerika: Fraser, Columbia und US-Nordwesten, Pazifische und Arktische Küste, Saskatchewan-Nelson, Colorado
  • Südamerika: Süd-Chile, Süd-Argentinien, Negro, La Puna Region, Nord-Chile

«Wir haben nicht nur untersucht, wie viel Wasser die Gebirgswassersysteme speichern und bereitstellen, sondern auch, wie viel Bergwasser stromabwärts benötigt wird und wie anfällig diese Systeme und Gemeinden für die wahrscheinlichen Veränderungen in den nächsten Jahrzehnten sind», sagt Walter Immerzeel von der Utrecht Universität, Co-Studienleiter der Untersuchung, an der 32 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt beteiligt waren. Co-Studienleiter Arthur Lutz fügt hinzu: «Durch die Bewertung aller Gletscher-Wasserreserven der Erde haben wir jene Einzugsgebiete identifiziert, die auf der regionalen und globalen politischen Agenda zuoberst stehen sollten.»

Die Studie wurde von National Geographic und Rolex im Rahmen ihrer Perpetual Planet-Partnerschaft unterstützt. Diese hat zum Ziel, die Herausforderungen für die entscheidenden Lebenserhaltungssysteme der Erde aufzuzeigen, die Erforschung dieser Systeme zu unterstützen und Entscheidungsträger auf der ganzen Welt zu befähigen, Lösungen zum Schutz des Planeten zu entwickeln.

«Berge sind ikonische und heilige Orte auf der ganzen Welt, aber ihre entscheidende Rolle bei der Erhaltung des Lebens auf der Erde ist nicht hinreichend geklärt», sagte Jonathan Baillie, Executive Vice President und Chefwissenschaftler der National Geographic Society. «Diese Forschung wird Entscheidungsträgern auf globaler und lokaler Ebene helfen, Prioritäten zu setzen, wo Massnahmen zum Schutz der Bergsysteme, der von ihnen bereitgestellten Ressourcen und der von ihnen abhängigen Menschen ergriffen werden sollten.»

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