07.03.2018 News | Antarktis-Blog
Nach mehr als zwei Monaten ist Matthias Jaggi zurück in Davos – seine Schneeproben müssen jedoch erst noch die lange Schiffsreise überstehen und es durch den Zoll schaffen. Dann werden sie im Computertomografen im Kältelabor des SLF analysiert. Die gewonnenen Daten werden – so hoffen die Forschenden – dazu beitragen, Veränderungen des Klimas besser zu verstehen.
Nach einem langen Flug bin ich nun wieder zuhause und zurück im wahren Winter. Meine Arbeitskollegen hier am SLF haben das Gefühl, dass mir das Wiedereinleben mit der vorherrschenden kalten Polarluft einfacher fallen muss. Das stimmt natürlich. Denn obwohl ich drei Monate im antarktischen Sommer verbracht habe, ist der Jahreszeitenwechsel fast nicht spürbar und ich freue mich über den schneereichen Winter.
Der Transport meiner Schneeproben in die Schweiz dauert natürlich länger als meine Heimreise. Diese befinden sich zurzeit auf dem Schiff zwischen Tasmanien und Brest in Frankreich, immer noch in der Obhut des Französischen Polarforschungsinstituts. Der Kältetransport von Brest nach Davos liegt dann in meiner Verantwortung. Solange die Schneeproben aber noch nicht in unserer Kältekammer am SLF stehen, bleibt mir nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass nichts schief geht. Zolltechnisch gesehen sind die Schneeproben französische Ware und müssen einzig in die Schweiz importiert werden. Dazu werde ich vorgängig bei der Eidgenössischen Zollverwaltung die formlose-, abgaben- und gebührenfreie Einfuhr beantragen. Das tönt vielleicht etwas übertrieben, verhindert aber, dass die fünf grossen Kisten am Zoll hängen bleiben und man über den monetären Wert von Schneeproben diskutieren muss.
Ein Puzzleteil im Klimarätsel
Wie bereits erwähnt, wird die Isotopenkonzentration der Schneeproben nicht am SLF gemessen, sondern am Institut für Klima- und Umweltforschung LSCE in Frankreich. Am SLF werden wir die in den 54 Milchpackungen vergossenen Schneeproben auswerten. Für die Messung im Röntgen-Computertomografen müssen die Proben zugesägt werden. Um die insgesamt fünf Meter «Schneeprobe» im Tomografen zu messen, rechnen wir mit einem Messaufwand von rund 400 Stunden. «Gemessen» bedeutet aber noch nicht, dass man Resultate hat. Die Schneemikrostruktur wird durch die Tomografie zunächst digitalisiert, anschliessend lassen sich daraus die notwendigen physikalischen Grössen ableiten. Diese Daten müssen dann interpretiert und im Detail ausgewertet werden – mit dem Ziel, eine Korrelation zwischen der Schneemetamorphose und der Veränderung der Isotopenverteilung zu finden. Gelingt dies, können wir ein weiteres kleines Puzzleteil zur Klimaforschung beitragen. Jahrtausende alte Eisbohrkerne bilden mitunter die wichtigsten Klimaarchive überhaupt. Ihre Interpretation ist aber anspruchsvoll, und längst sind nicht alle Prozesse erforscht. Ein Projekt wie unseres dient dazu, diese Archive noch besser zu verstehen und verlässlichere Aussagen zum Klima und dessen Veränderung machen zu können.
Bleibende Eindrücke
Obwohl der Aufenthalt in der Antarktis rein beruflich motiviert war, habe ich natürlich sehr viele persönliche Eindrücke und Erfahrungen sammeln können. Die ganze Reise hat mir sehr gut gefallen und es gab einige Momente, wo ich schlicht von der Natur, der Weite und den Extremen fasziniert war. Es hat mir aber auch gezeigt, wie viel Aufwand und Ressourcen nötig sind, um an einem solchen Ort Forschung betreiben zu können. Gleichzeitig trägt die Klimaforschung in der Antarktis dazu bei, das Klima besser zu verstehen. Die Forschung wird sicher weitergehen. Ich hoffe, dass ich zumindest in Projekten, in die unser Institut involviert ist, mithelfen kann, die Ressourcen möglichst effizient zu nutzen.
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