Alpine Landschaften unter globalem Wandel: Einflüsse von Landnutzungsänderungen auf Ökosystemfunktionen, Biodiversität, Gesundheit und Wohlbefinden des Menschen („Healthy Alps“)
2015 - 2033
Kooperation- HBLFA Raumberg-Gumpenstein
- Büro für Naturschutzpraxis und Forschung, Wien
- Medizinische Universität Wien
- Universität für Bodenkultur Wien
- Bundesforschungszentrum für Wald, Wien
Einflüsse von Landnutzungsänderungen auf Ökosystemfunktionen, Biodiversität, Gesundheit und Wohlbefinden des Menschen („Healthy Alps“)
Veränderungen in der Landwirtschaft und der Agrarpolitik führten zu einem Verlust traditioneller Kulturlandschaften in Berggebieten weltweit und entlang der Alpen. Doch gerade diese historischen Landschaften beherbergen eine hohe Biodiversität, stellen ein kulturelles Erbe dar und fördern den Tourismus. Daneben werden naturnahe Umgebungen zunehmend als Erholungsräume betrachtet, die dem Menschen einen Ausgleich für psychophysiologische Ermüdungserscheinungen bieten. Die Rolle von Berglandschaften wurde bisher seitens der Erholungsforschung vernachlässigt. Somit wurden auch mögliche Verbindungen zwischen kulturellen Ökosystemleistungen, wie Gesundheit und Wohlbefinden, der Biodiversität und regulierenden Ökosystemleistungen bisher noch nicht untersucht. Demnach ist eine Berücksichtigung des gesamten Nutzens traditioneller Kulturlandschaften für den Menschen in der politischen Entscheidungsfindung überhaupt nicht möglich. Falls Berglandschaften eines Biosphärenparks aber besondere Erholungswirkung zeigen, könnte das vorhandene natürliche und kulturelle Potential für gesundheitsbezogene, regionalökonomische Angebote und zur Stärkung des ländlichen Raumes eingesetzt werden.
Das Projekt „Healthy Alps“ wir von der BOKU Wien geleitet und untersucht, ob es Verbindungen zwischen regulierenden Ökosystemleistungen, der Biodiversität und kulturellen Ökosystemleistungen gibt, insbesondere Wohlbefinden und Gesundheit des Menschen, und inwiefern diese von der Art der Bewirtschaftung abhängen. Um die Forschungsfragen beantworten zu können wird ein interdisziplinäres Team, bestehend aus schweizerischen und österreichischen ExpertInnen in Biosphärenparks und einer LTSER-Region entlang der Alpen (Österreich und Schweiz) Erhebungen durchführen. Innerhalb eines Untersuchungsgebietes werden drei Bergweiden unterschiedlicher Landnutzung (bewirtschaftet vs. aufgegeben) gewählt. Die verwendeten Methoden sind „Soundscapes“, ein innovatives Instrument zur Messung der Biodiversität und der Erholungsqualität, sowie Erhebungen von Ökosystemleistungen über die Bestäuberaktivität und der Dekompositionsrate (Teebeutel-Index) und der Treibhausgas-Emmissionen des Bodens. Weiters wird die Ausgestaltung der Landschaft im Umfeld der Untersuchungsflächen gemessen. Um kurzzeitige, psychophysiologische und gesundheitsbezogene Effekte der Probanden zu messen, werden mittels standardisierter Besuchsabläufe abhängige Stichproben gesammelt. Variablen sind (1) Ergebnisse kognitiver Tests, (2) emotionales Wohlbefinden, empfundene Erholungswirkung und Lärm, und (3) physiologische Messungen vor und nach jedem Aufenthalt. Hoch empfindliche Lärmmessgeräte zeichnen die Geräuschkulisse eines jeden Studienortes auf.
Konkret wird im Projekt „Healthy Alps“ erforscht, ob und in welchem Ausmass
- Biodiversität und regulierende Ökosystemleistungen mit der Gesundheit und dem Wohlbefinden des Menschen verbunden sind;
- die Intensität und das Verschwinden der Landnutzung von Kulturlandschaften einen Einfluss auf die Gesundheit des Menschen aufweisen und ob diese unterschiedlich bewirtschafteten Landschaften von Menschen als erholsam empfunden werden;
- "Soundscapes" eine nützliche Methode zur Messung von Verknüpfungen zwischen Biodiversität und menschlicher Gesundheit darstellen.
Die WSL arbeitet gemeinsam mit der BOKU Wien an den sozialwissenschaftlichen Erhebungen des Projektes und der Publikation der Ergebnisse.