Einfluss des Klimawandels auf das Permafrost-Mikrobiom (CRYOLINK)
Beat Stierli
Joel Rüthi
Gilda Varliero
2017 - 2023
FinanzierungDer Alpenraum mit seinen Gletschern und Dauerfrostböden (Permafrost) ist besonders vom Klimawandel betroffen. Auftauen des alpinen Permafrosts und Abschmelzen der Gletscher sind das Ergebnis anhaltend warmer Bedingungen während der letzten Jahre. Lange Zeit wurde Permafrost im Alpenraum als „steriles Geröll“ angesehen, in denen Leben nur bedingt existieren kann. Heutzutage wird zunehmend deutlicher, dass diese Gebiete eine einzigartige Nische für kälteangepasste Mikroorganismen darstellen und angesichts ihrer hohen Anfälligkeit für die globale Erwärmung als empfindliche Ökosysteme betrachtet werden.
Das interdisziplinäre Projekt CryoLink erforscht den Permafrost in den Alpen, der Arktis und der Antarktis als Refugium für mikrobielle Lebensformen. Erstmals wurden Proben aus dem alpinen Permafrost und Gletschereis nach Leben abgesucht. Die Resultate überraschten: bis zu 1000 verschiedene Mikroorganismen und mehrere Hundert Viren wurden gefunden, über viele ist bislang nichts oder nur wenig bekannt. Es ist noch unklar, wie die an die Kälte angepassten Mikroorganismen im Permafrost überleben, wie Zellen Metabolismus und sogar Reproduktion betreiben können. Diese Gemeinschaften verfügen über verschiedene Anpassungsstrategien, um unter Extrembedingungen wie beispielsweise Nährstoffknappheit, geringem bis völlig reduziertem Lichtangebot, tiefen Temperaturen oder geringer Verfügbarkeit an flüssigem Wasser zu überleben.
Diese Mikroorganismen waren Tausende von Jahren im Permafrost und im Eis eingeschlossen. Was wird mit ihnen geschehen, wenn sie durch die globale Erwärmung aus ihrem „Dornröschenschlaf“ geweckt werden? Wenn der Permafrost auftaut, besteht die Gefahr, dass biologische und chemische Stoffe freigesetzt werden, die über Zehn- bis Hunderttausende von Jahren eingeschlossen waren. Wenn diese Bestandteile wieder in die Umwelt gelangen, können sie die Funktion des Ökosystems stören, die Populationen der einheimischen Organismen verringern und die menschliche Gesundheit gefährden.
Wir sehen aber mehr das Potential als die Gefahren und Risiken im lebendigen Permafrost. Permafrost ist ein unerschlossener Lebensraum mit vielen unbekannten mikrobiellen Taxa und hat das Potenzial, neuartige chemische Verbindungen zu enthalten (z. B. antimikrobielle Stoffe, Enzyme für den Polymerabbau). Dieser unermessliche Schatz an unbekannten Mikroorganismen in Eis und Permafrost muss jetzt erforscht werden. Der Permafrostboden wird in den nächsten hundert Jahren durch die Klimaerwärmung verschwinden. Zu diesem Zweck haben wir eine einzigartige Sammlung von Mikroorganismenstämmen (Biobank) angelegt. Diese Sammlung bewahrt Bakterien, Hefen und Pilze aus gefährdeten Regionen wie den Schweizer Alpen und enthält bisher mehr als 3'000 Exemplare. Viele der aus dem Permafrost isolierten Mikroorganismen können eine potenziell neue Quelle für Enzyme und bioaktive Verbindungen darstellen, die der Humanmedizin und der Biotechnologie zugute kommen.
Unsere Biobank ist daher eine wertvolle Ressource, um das Potenzial der Bildung von Naturstoffen sowohl durch Bioaktivitätsassays als auch durch Genom-Mining zu untersuchen. Unsere Kombination aus kulturunabhängigem Mikrobiota-Profiling und gross angelegter Isolierung von Permafrostböden wird es uns ermöglichen, diesen unerforschten Schatz an neuen chemischen Verbindungen zu erschließen, der durch steigende Temperaturen gefährdet ist.
Das Projekt CryoLink wurde vom Schweizerischen Nationalfonds, Swiss Polar Institute und Ernst-Göhner Stiftung an Beat Frey vergeben und startete im Jahr 2017.
Projekte ¶
Publikationen ¶
Beiträge in Medien wie Zeitungen, TV und Radio ¶
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TV-Broadcasting SRF/RTR Cuntrasts, 27th of March 2022: Schmelzen von Permafrost
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Deutschlandfunk (Radio), 4th of December 2021: Folgen des Klimawandels / Die Alpen in Bergnot
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OggiScienza, 25th of November 2021: Vita tra i ghiacci
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Der Spiegel, 25th of September 2021: Die schlummernde Gefahr aus dem Eis. 39: 96-98.
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Neue Zürcher Zeitung (NZZ), 28th of August 2021: Krankheitserreger aus dem Permafrost.
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TV-Broadcasting SRF Einstein, 1st of April 2021: Der Permafrost taut auf: Unberechenbare Gefahr fürs Klima.
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TV-Broadcasting CGTN Europe, 27th of October 2020: What's lurking in these glaciers?
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Swissinfo, online publication, 21th of May 2020: Wird eine neue Pandemie aus dem Eis auftauchen?
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Radio-Broadcasting; SRF2 Radio Wissenschaftsmagazin, 13th of June 2020. Forscher finden neue Bakterienarten im Permafrost
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Swissinfo, online publication, 20th of June 2020: Swiss researchers identify new bacteria in permafrost.
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Tiroler Tageszeitung, Magazin, 28th of June 2020. Viele winzige Dornröschen wachen auf.
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Academic Workshop on mountains and climate change, Invitation of the Swiss Embassy in Belgium, Ghent, 23.01.2020, The Unexplored Alpine Microbiome and their Reactions to Climate Warming.
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TV-Broadcasting with contribution on permafrost microbiology at Gemsstock and laboratory at WSL, (Prime-Time broadcasting Arte, 8/9/2018 um 20:15 Uhr / SWR, 5/4/2019 /ARD (7/4/2019), "Mythos Gotthard: Pass der Pioniere"
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Radio-Broadcasting, Radio SRF2 Wissenschaftsmagazin, 20.01.2018: Beat Frey zur Forschung über Bakterien in Böden "Reges Leben im Boden".
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Tages Anzeiger, 20.3.2016, Eine Schatzkammer auf dem Engadiner Schafberg
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Tages Anzeiger, 20.3.2016, Eine Gletschermikrobe mag es eiskalt. Zürcher Forscher haben eine neue Bakterienart entdeckt, die selbst bei Minustemperaturen wächst.
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TV-Broadcasting, 3SAT, Nano, 12. Oktober 2015 Die Steinwüste lebt
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TV-Broadcasting, Tagesschau SRF, 4. Juli 2015; Bodenforscher finden Mikroorganismen in Gletschern