Schälen und Verbiss durch Wisente
2023 - 2027
KooperationForschung zu Verbiss und Schälen durch Wisente in den Phasen 1 und 2 im Thal ¶
Ziel des Projektes Wisent Thal ist es, mit einer Wisent-Testherde in einem rund 100 Hektaren grossen Gebiet zu untersuchen, ob der im Mittelalter ausgerottete Wisent heute als Wildtier im Jura tragbar ist. Die massiv erhöhte Dichte im Gehege im Vergleich zu natürlichen Gegebenheiten, sollte allfällige Einflüsse klar sichtbar machen.

Ziel des Verbisseinfluss- und Schälmonitorings ist deshalb die quantitative Erhebung und Analyse von Verbiss und Schälen welche durch die Wisente verursacht werden. Damit soll eine gute Datengrundlage für möglichst objektive und sachbezogene Gespräche geschaffen werden, um daraus Entscheide bezüglich der Realisierbarkeit einer Auswilderung von Wisenten in der Schweizer Jurakette ableiten zu können.
Vorderhand werden 2 Phasen unterschieden:
- Phase 1, Jahre 2023 - 2024: 50 ha grosses Gehege, Anteil Wald rund 80% (v.a. Buchenwälder)
- Phase 2, Jahre 2025 - 2027: 100 ha grosses Gehege, Anteil Wald rund 90% (zusätzlich v.a. Tannen-Buchenwälder)
Verbisseinflussinventur mit und ohne Wisentpräsenz der Wisentansiedlung ¶
Zur Abschätzung der langfristigen Auswirkungen des Verbisses auf die Baumverjüngung werden folgende Merkmale beurteilt: i) Artenvielfalt und Dichte der Baumverjüngung, ii) räumliche Verteilung der Baumverjüngung, iii) Häufigkeit, Stärke und Saison des Endtriebverbisses, iv) Höhenzuwachs der Baumverjüngung je Verbissstärke und damit verbissbedingte Änderungen in der Durchwuchszeit und im Höhenzuwachs.
Forschungsfragen zum Verbiss durch Wisente ¶
- Wie häufig und wie stark verbeissen Wisente die häufigsten Baumarten am Endtrieb?
- Nimmt durch die Präsenz der Wisente die Verjüngungsdichte und die bestockte Fläche der waldbaulich wichtigen Baumarten ab?
- Wie ist die Relation des Wisenteinflusses durch Verbiss im Vergleich mit Verbiss durch die andere wildlebenden Huftierarten?
- Selektieren Wisente dieselben Baumarten wie die bisher im Gebiet wildlebenden Huftierarten?
Dokumentation der Ausgangssituation, also Verbiss durch Reh und Gämse ¶
Im Mai 2019 und 2020 fanden Aufnahmen der nächsten zwei Bäumchen je Baumart und Höhenklasse (HK0 = <10 cm Baumhöhe, HK1 = 10 bis 39.5cm, HK2 = 40 bis 69.5cm, HK3 = 70 bis 99.5cm, HK4 = 100 bis 129.5 cm und HK5 = 130 bis 200 cm Baumhöhe) in 113 systematisch angelegten und permanent markierten Probeflächen der Phase 1 statt (k-Baum Methode). Der maximale Suchradius betrug 5 m für Laubbäume, 10 m für Nadelbäume (da diese im Frühling vor Laubaustrieb einfacher gefunden werden). Je Probefläche wurde die Entwicklungsstufe, die Bestandesstruktur, die Beschattung und der Deckungsgrad der Gras-, Strauch- und Krautschicht aufgenommen. Im Jahre 2023 fand zudem eine Erstaufnahme im Gebiet der Phase 2 statt.
Berichte zur Ausgangssituation vor der Präsenz der Wisente ¶
Kupferschmid, A. D. (2022). Kurzbericht zur Ausgangssituation des Verbisseinflusses im Wisent Thal Projektgebiet. Eidgenössische Forschungsanstalt WSL. https://doi.org/10.55419/wsl:32152
Kupferschmid, A. D., & Straub, N. (2022). Wisent-Thal: Auswertung der Ausgangssituation. Wissenschaftlicher Bericht zum Verbisseinfluss. Eidgenössische Forschungsanstalt WSL. https://doi.org/10.55419/wsl:32153
Verbiss mit Präsenz der Wisente ¶
Diese Verbisseinfluss-Erhebungen (k-Baum Methode) in systematisch angelegten Probeflächen wurden im Perimeter der Phase 1 im Frühling 2023 wiederholt. Im Mai 2024 werden in der Phase 1 und im Mai 2025 in der Phase 2 dieselben Verbisseinflussinventuren wiederholt, so dass mindestens 2 Aufnahmen (Gehege der Phase 1) bzw. 1 Aufnahme (Gehege der Phase 2) ohne Präsenz mit 2 Aufnahmen (Gehege der Phase 1) bzw. 1 Aufnahme (Gehege der Phase 2) mit Präsenz der Wisente verglichen werden können.
Bauminventur zur Messung der Schälungen durch Wisente ¶

Wisente schälen z.T. Bäume (vergl. Abbildung Schälung durch Wisente). Zur Abschätzung des Schälens wird die Häufigkeit von Schälungen beurteilt und die Schälbreite und Schällänge gemessen.
Forschungsfragen zum Schälen ¶
- Wie hoch ist der Anteil geschälter Bäume?
- Welche Baumarten werden geschält bzw. werden die häufigen Baumarten entsprechend ihrem Vorkommen geschält oder wird selektiv geschält?
- Welche BHD-Klassen werden geschält?
- Schälen Wisente immer wieder an denselben Bäumen? Wie hoch ist der Anteil der forstwirtschaftlich besonders relevanten Erstschälungen?
- Wie gross sind die Schälwunden an den Bäumen?
- Führen die Schälungen innerhalb weniger Jahre zum Absterben von Bäumen?
Dokumentation der Ausgangssituation, also Schälen ohne Präsenz der Wisente ¶
In den Jahren 2019 bis 2022, also vor der Präsenz der Wisente, gab es in diesem Gebiet keine Schälungen. Rehe und Gämsen schälen eigentlich nie Bäume. Fegen durch Rehböcke konnte sehr selten festgestellt werden.
Schälen mit Präsenz der Wisente ¶
Eine Bauminventur inkl. Ausmessung und Fotographieren von Schälungen wurde im Perimeter der Phase 1 im Juni und November 2023 auf systematisch angelegten und permanent markierten Probeflächen durchgeführt. Diese Schälinventur soll im Frühling der Jahre 2024 und 2025 wieder im Perimeter der Phase 1 und im Frühling des Jahres 2025 ebenfalls im Perimeter der Phase 2 durchgeführt werden. Probebäume sind alle lebenden und toten Bäume länger als 2 m.
Die Breite der Schälungen wird in Kategorien beurteilt (Abb. Schälbreite) und die maximale Ausdehnung der Schälungen entlang der Stammachse gemessen.

Forschungskooperation ¶
Die Forschungen finden in Zusammenarbeit der WSL mit dem Verein Wisent im Thal statt.
Bei Fragen zum Projekt wird deshalb auf den Verein Wisent im Thal verwiesen.