Der Versuchsgarten deckt den Bedarf an gesunden, möglichst einheitlichen Jungpflanzen für zahlreiche Versuche, die lebende Pflanzen erfordern, sei es für speziell eingerichtete Beobachtungszellen oder für Versuchsflächen im Freien.
Typisch für den Versuchsgarten ist, dass praktisch keine Massenaussaaten erfolgen, dafür viele Aussaaten mit eher kleinen Stückzahlen, die ein grosses Sortiment ergeben, entsprechend den jeweiligen Bedürfnissen der Forschungseinheiten. Die in der Regel sehr spezifischen Anforderungen bezüglich der Herkünfte des Pflanzgutes (u.a. auch was die Kontinuität betrifft) und die kleinen Stückzahlen sind Hauptgründe dafür, weshalb für Forschungszwecke geeignete Pflanzen normalerweise nicht im Handel erhältlich sind.
Die Nachzucht dauert 2 bis 6 Jahre und verlangt neben dem Fachwissen einiges an Fingerspitzengefühl, stellt doch jede Pflanzenart spezifische Ansprüche an Boden, Licht und Feuchtigkeit. Damit die Aufzucht von Erfolg gekrönt ist, braucht es eine dauernde Überwachung v.a. während der Vegetationsperiode. So müssen empfindliche Pflanzen bei Frostgefahr gegen Spätfröste geschützt werden, z.B. wenn sie bereits ausgetrieben haben . Andere Jungpflanzen müssen vor zu starker Sonneneinstrahlung, vor zu grosser Hitze oder vor Trockenheit bewahrt werden. Insgesamt sind die mit der Anzucht von Jungpflanzen verbundenen Arbeiten des VG recht umfangreich; sie sind in erster Linie Dienstleistungen zugunsten vieler Forschungsein-heiten der WSL.
Zur Anzucht von Jungpflanzen im weiteren Sinne gehört auch die fachlich kompetente Unterstützung von Forschungseinheiten bei Pflanzungen auf Versuchsflächen in der ganzen Schweiz und zwar sowohl beratend bei der Versuchsplanung als auch vor Ort beim Setzen und später bei deren Pflege oder bei Pflanzenaufnahmen.
In vielen Bereichen der Forschung wird grosses Gewicht auf erbgleiche Versuchspflanzen gelegt, so dass anstelle von Sämlingspflanzen Klonpflanzen benötigt werden. Da die Nachzucht von Klonen bei verschiedenen Gehölzen ausgesprochen schwierig ist, werden bzw. wurden in den speziell dazu eingerichteten Gewächshäusern verschiedene z.T. aufwendige, biotechnologische Pflanzenvermehrungsverfahren entwickelt oder bestehende Methoden zur vegetativen Vermehrung von Gehölzpflanzen verbessert.
In den vergangenen Jahren leistete der VG auf dem Gebiet der Forstpflanzennachzucht wiederholt Pionierarbeit. Bei der generativen Forstpflanzennachzucht werden die Methoden zur Gewinnung, Aufbereitung und Lagerung von Saatgut sowie die Stratifikation, Aussaat und Kultur von Forstpflanzen weiter bearbeitet. An jährlich stattfindenden nationalen und internationalen Fachtagungen mit Forstgartenleitern werden die neu entwickelten Methoden jeweils weitergegeben und diskutiert.
Mit einem neuen Projekt soll die einheimische, selten vorkommende Mispel gefördert werden. Dabei steht die Erhaltung der genetischen Vielfalt im Vordergrund. Wichtiger Bestandteil des Projektes ist auch hier die Entwicklung geeigneter Vermehrungsverfahren.