Dr. Andrea D. Kupferschmid

Nationalparke schützen ökologische Prozesse. Hier gilt "Natur Natur sein lassen" auf dem Großteil der Fläche. In der Kulturlandschaft Mitteleuropas gestaltet sich das Nicht-Ein-greifen jedoch oft als schwierig. Nationalparke sind meist klein, Interessenkonflikte mit dem Umland sind die Regel. Um Konflikte mit dem Umfeld zu vermeiden, wird in allen deutschen Nationalparken in sogenannten Managementzonen mit teils hohem Aufwand in die Schalenwildpopulationen eingegriffen. Um den Umgang mit dieser Herausforde-rung auf eine gemeinsame Basis zu stellen, wurde in dem Projekt "Schalenwildmonitoring in deutschen Nationalparken" ein standardisiertes und Nationalpark-gerechtes Monito-ring des Schalenwilds und ihrer Wirkungen auf die Vegetation entwickelt. Das Monitoring umfasst im Wesentlichen ein standardisiertes Kamerafallenmonitoring zur Abschätzung von Indikatoren der Schalenwildpopulationen und ein Verbisseinflussmonitoring unter Verwendung der Nearest Tree Methode. Das Ziel ist eine optimierte, adaptive Manage-mentstrategie für das Wildtiermanagement in den Schutzgebieten. Das entwickelte Mo-nitoringsystem wurde von 2019 bis 2020 im Rahmen eines Testlaufes in 10 Großschutz-gebieten durchgeführt und anschließend ausgewertet. [...]

National parks are areas that aim at protecting large-scale ecological processes with charac-teristic species and ecosystems, which also have environmentally and culturally compatible spiritual, scientific, educational, recreational and visitor opportunities. For this reason, na-tional parks provide areas where ecological processes can happen without human interven-tions. According to the motto "Let nature be nature", wildlife and their habitats should be left to themselves in order to ensure undisturbed dynamics of biotic communities. This includes not only allowing predator-prey relationships or wildlife migration, but also allowing ungulates to peel and browse on vegetation. In a national park, unlike in commercial forests, the impact of ungulates on tree regeneration does not represent any "damage", but is considered as an ecological process that increases the ecosystem’s naturalness. [...]

Die Daten des «Inventaire forestier Fribourg», kurz IFF, von 2003 bis 2022/2023 wurden ausgewertet. Es wurden verschiedene logistische Regressionsmodelle gerechnet unter Einbezug von verschiedenen Datensätzen (ganze Periode vs. aktueller Zeitraum, alle Probeflächen vs. nur solche die über alle Jahre aufgenomen wurden), räumlichen Einheiten und Ko-Variablen.

Im Mittelland wurden klar die 40 bis 70 cm grossen Bäumchen bevorzugt verbissen. In den Voralpen hingegen verteilte sich der Verbiss viel mehr auf die Höhenklassen. Dies lässt vermuten, dass im Mittelland vorwiegend Rehe den Verbiss verursachen, in den Voralpen hingen eine Kombination aller drei Tierarten, d.h. Reh, Hirsch und Gams. [...]

Die Baumverjüngung ist ein komplexer Prozess der stark von abiotischen und biotischen Faktoren beeinflusst wird wie z.B. dem Verbiss durch wildlebende Huftiere. Mittels der Schweizerischen Landesforstinventare (LFI) werden Aussagen zur zeitlichen Entwicklung des Verbisses in den letzten Jahrzehnten untersucht.
Da die Methode der Verjüngungserhebung zwischen LFI1 und LFI4 mehrmals gewechselt wurde, wurde im 1 Modul die Änderungen detailliert dokumentiert (1A) und mittels Simulationen deren Auswirkungen auf die Dichte der Verjüngung und des Verbisses aufgezeigt (1B). Es wird empfohlen, nur LFI2 (zusätzliche Reduktion auf nur 1 Subplot) mit LFI4 (bzw. LFI5) zu vergleichen und auch dies nur in einseitigen Test (Zunahme des Verbisses) bzw. Abnahmen im Verbiss müssen grösser als ca. 25% sein, damit sichergestellt ist, dass es kein Artefakt der Methodenänderung der Verbissansprache ist.
Das Modul 2 befasste sich mit der Ebene der Stratifizierung zur Auswertung des Verbisses im Schweizer Wald. Damit relevante Verbiss-Zu- oder Abnahmen festgestellt werden können, sind minimal 50 bestockte Probeflächen (N = 50) bzw. 100 Bäumchen je Aussageeinheit nötig. Die kantonal ausgeschiedenen Wildräume sind dafür zu klein. Es wird, in Anlehnung an die klassischen LFI-Gliederungen, die Verwendung der Schutzwaldregionen unter Aufteilung der Region «Jura + Mittelland» gemäss der biogeographischen Region «Jura» und den Wirtschaftsregionen «Mittelland West», «Mittelland Mitte» und «Mittelland Ost» vorgeschlagen.
Im 3. Modul wurden für alle Kantone verschiedene regionale Dichteschätzungen von wildlebenden Huftieren zusammengetragen. Insbesondere wurden Daten zu Abschuss und Fallwild für die Zeitspanne von 1983 bis 2017 aufbereitet und damit unterschiedliche Indexe (z.B. Ungulate Density Index und Faktoren zum Geschlechterverhältnis) berechnet.
Im Modul 4 wurden statistische Modelle berechnet zur zeitlichen Entwicklung des Verbisses unter Einbezug der Wildtierdichten. Exemplarisch sind die Resultate für die Weisstanne und 5 häufige Baumarten für die Regionen Jura, Mittelland Ost, Mittelland West + Mittelland Mitte, Nordalpen Ost und Nordalpen West vorgestellt. Je höher die Dichte der wildlebenden Huftiere mittels der Abschüsse und des Fallwildes eingeschätzt wurde (UDI), desto mehr Verbiss wurde festgestellt. Die Signifikanz der Faktoren zum Geschlechterverhältnis deuten auf die Wichtigkeit der Managementziele bezüglich Wildtierdichten (Zunahme, Stabilisation oder Abnahme der Wilddichten) hin. Der Verbiss hat im Laufe der Zeit an den (häufigen) Laubbaumarten abgenommen, nicht aber an der Weisstanne. [...]

Bäumchen reagieren unterschiedlich nach Verbiss des Endtriebes. Dies hängt von der Stärke des Verbisses, von der Baumart und ihrer Provenienz, aber insbesondere auch von den standörtlichen Bedingungen und dem lokalen Klima ab. Stress, zum Beispiel infolge von Beschattung und/oder Trockenheit, führt zu einer kleineren bzw. zeitlich verzögerten Bildung eines neuen Endtriebes.

Im Waldlabor läuft seit 2022 ein umfassendes Forschungsprojekt über die Zusammenhänge im Wirkungsgefüge Baumverjüngung - Wildhuftiere - Menschen. Das Projekt ist eine Kooperation der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL und der FORNAT AG.

Browsing by ungulates can affect the development of a forest stand due to selective browsing and shifts in the growth ranking between tree species. Assessing browsing impact in an objective way is difficult in patchily distributed beech forests. In systematically arranged plots near Kirchberg, Switzerland, the height increment of the two saplings nearest to the plot center (k-tree method) was measured for each height class and tree species, and the within-tree browsing intensity and damage frequency were assessed. In total, 21 tree species were found. Browsing was particularly frequent in climate-adapted species. Winter browsing was more frequent than summer browsing, which was also true for deciduous species, and it significantly reduced height growth. Former damage along the main stem further reduced upgrowth. Browsing shifted the height increment ratio in favor of Fagus sylvatica. Many winter-browsed saplings of Abies alba, Fagus sylvatica, Acer pseudoplatanus, Fraxinus excelsior and Prunus avium had no new leader shoot by the end of the next growing season, i.e., browsing had a long-lasting impact. For estimating browsing impact, it is thus important to assess delays in the response after browsing. Foresters could easily apply the k-tree method in autumn for effective assessments of browsing impact.
 

Der rasch fortschreitende Klimawandel gefährdet wichtige Waldleistungen, da sich die Wälder den sich verändernden Bedingungen nicht schnell genug anpassen können. Damit die Waldleistungen auch in Zukunft erbracht werden können, ist eine möglichst artenreiche Verjüngung zukunftsfähiger Baumarten zentral. So werden die Wälder gegenüber Störungen resilienter. Der in vielen Regionen der Schweiz seit Jahrzehnten sehr hohe Verbiss der Waldverjüngung durch Wildhuftiere stellt in dieser Hinsicht eine grosse Herausforderung dar. Verschiedene Beispiele zeigen, dass eine ausreichende Waldverjüngung nur möglich ist, wenn nebst waldbaulichen Massnahmen eine gezielte, regional differenzierte Reduktion des heutigen Wildbestandes erfolgt. Dies wiederum erfordert eine konstruktive und auf gemeinsamen Zielen beruhende Zusammenarbeit zwischen Jagd und Forst sowie gesellschaftlich-politische Rahmenbedingungen, die diese Zusammenarbeit im Sinn des nationalen Gesetzesauftrags und der Erfüllung der zukünftigen Aufgaben des Waldes fördern und wertschätzen.

Im Forschungs- und Entwicklungsvorhaben "Schalenwildmonitoring in den deutschen Nationalparken" waren auf Basis eines Fotofallenmonitorings die Bestandesgrößen aller Schalenwildarten in den Nationalparken berechnet worden. Um die Effekte der Schalenwildbestände auf die Waldentwicklung abschätzen zu können, wurde in einem zweiten Schritt ein standardisiertes Verbisseinflussmonitoring in den Schutzgebieten durchgeführt.

Wald-Wild-Konflikte sind, vereinfacht ausgedrückt, das Ergebnis von vermeintlich gegensätzlichen Ansprüchen an den Wald und an die Wildtiere. Es geht darum, diese unterschiedlichen forstlichen, gesellschaftlichen und jagdlichen Interessen anzuerkennen und zu versuchen, sie mit geeigneten Massnahmen in Einklang zu bringen. Wald-Wild-Lösungsprozesse sind deshalb aus unserer Sicht dann Erfolg versprechend, wenn folgende Schlüsselfaktoren berücksichtigt sind: glaubwürdige Datengrundlagen, ein echter Dialog zwischen den agierenden Personen und die Motivation, notwendige Massnahmen in allen Bereichen längerfristig umzusetzen. Mit diesem Artikel möchten wir diese Schlüsselfaktoren erläutern und die Beteiligten motivieren, die bestehenden Herausforderungen mit Engagement und in konstruktiver Zusammenarbeit anzupacken.

In Buchenwäldern ist der Verbiss durch wildlebende Huftiere oft weniger auffällig als in Gebirgswäldern. Dennoch kann der Verbiss auch dort zu Zuwachsverlusten und mehrjährigen Verzögerungen bei der Reaktion nach Verbiss führen und damit Auswirkungen auf die Artenvielfalt in der Baumverjüngung haben.

In artenreichen, wüchsigen Buchenwäldern ist Verbiss durch wild lebende Huftiere oft weniger augenfällig als in Gebirgswäldern. Verbiss kann aber auch dort zu Zuwachsverlusten und mehrjährigen Verzögerungen führen und damit Auswirkungen auf die Artenvielfalt in der Baumverjüngung haben.

Im Schweizer Mittelland hat die Zahl der Rothirsche in den vergangenen Jahren zugenommen. Auch räumlich haben sich die Tiere ausgebreitet. Im Längwald (BE) haben wir untersucht, wie häufig Bäume an Orten mit unterschiedlicher Rothirschpräsenz (Tageseinstände, Transitzonen, Bereiche ohne bestätigte Präsenz) Fege- und Schlagspuren aufwiesen, welche Baumarten betroffen waren und ob diese Spuren durch Rothirsch oder Reh verursacht wurden. Fege- und Schlagspuren wurden signifikant häufiger im inneren Bereich der Rothirsch-Tageseinstände festgestellt. Die häufigsten Baumarten im Längwald waren Fichte, Weisstanne, Ahorn und Buche. Die Weisstanne wurde häufiger gefegt und geschlagen als die Fichte. Die Buche und der Ahorn wiesen wenig Fege- und Schlagspuren auf. Prozentual am häufigsten wurden Waldföhre, Douglasie und Kastanie gefegt und geschlagen. Die meisten Bäume waren nur leicht betroffen. Höhe und Ausdehnung der Wunden lassen den Schluss zu, dass der Grossteil der Spuren innerhalb und direkt ausserhalb der Tageseinstände durch Rothirsche verursacht wurde. Dies bedeutet, dass in künftigen Gebieten der Rothirsche zumindest lokal in deren Tageseinständen mit mehr Fege- und Schlagschäden zu rechnen ist.

In artenreichen, wüchsigen Buchenwäldern ist Verbiss durch wildlebende Huftiere oft weniger augenfällig als in Gebirgswäldern. Verbiss kann aber auch dort zu Zuwachsverlusten und mehrjährigen Verzögerungen bei der Reaktion nach Verbiss führen und damit Auswirkungen auf die Artenvielfalt in der Baumverjüngung haben.

Die Baumverjüngung ist entscheidend für die Zusammensetzung der zukünftigen Wälder. Wildlebende Huftiere können durch Verbiss, Schälen und Fegen langfristig zu Veränderungen in der Artenzusammensetzung und zu einer Stammzahlreduktion führen. Der Wildeinfluss soll also auch im Hinblick auf jene Baumarten beurteilt werden, die angesichts des Klimawandels am untersuchten Standort zukunftsfähig sind. Im vorliegenden Artikel wird ein Vorgehen beschrieben, mit dem in gutachtlichen Wildeinflussbeurteilungen die Zukunftsfähigkeit der Baumarten objektiv und adäquat berücksichtigt werden kann. Basierend auf Baumartenempfehlungen (z.B. aus der TreeApp) werden dabei Baumarten ausgewählt und in empfindliche und unempfindliche Schlüsselbaumarten und übrige Baumarten unterteilt. Anhand dieses Baumartensets wird anschliessend die Wildeinflussstufe bestimmt.

Ungulate browsing often impairs tree regeneration, thus preventing the achievement of economic or conservation goals. Forest ungulate management would thus benefit from a practical decision tool that facilitates method selection from a wide range of monitoring methods and indicators currently available. In this study, we first provide an overview of the different browsing-impact monitoring methods and indicators currently applied. We then present a newly developed decision matrix for method evaluation that can assist forest stakeholders in choosing the browsing-impact monitoring method best suited to their needs, based on the selected indicators. The first step involved two separate literature reviews to create an overview of the currently applied methods and to select the indicators best suited for measuring browsing impact. Three types of indicator groups with their respective parameters were considered important for method evaluation: browsing indicators (e.g. regeneration density, browsing incidents), performance indicators (e.g. expense, expertise) and data quality indicators (e.g. susceptibility to measurement errors). Subsequently, all parameters defined within each indicator group were categorised and a grade was assigned to each category. To create the final method-indicator matrix, each browsing-impact monitoring method received a grade for each parameter within all indicator groups, reflecting the specific advantages and disadvantages of implementing the respective parameter within a specific method. The utility of the matrix in selecting the most suitable monitoring method was then demonstrated using the example of Germany's national parks. Based on the weights added to the method-indicator matrix, as defined by national park representatives, and considering local requirements the nearest-tree method was favoured over the other two methods. This newly developed matrix provides a more scientific objectification of ungulate browsing-impact measures and can be easily used by forest managers to address their own requirements, based on a consideration of the advantages and disadvantages of the included methods.

Samenangebot und -verbreitung beeinflussen die natürliche Verjüngung einer Baumart massgeblich. Um abzuschätzen, ob eine Baumart einen Standort neu besiedeln kann, sind Kenntnisse über die Verbreitungsdistanzen der Baumsamen eine wichtige Grundlage. In der Schweiz könnten Weisstannen mit der Klimaerwärmung z.B. zunehmend in die subalpine Höhenstufe vordringen. Im hochmontanen Gebiet der Underen Dorfflüe des Allmiwaldes oberhalb von Saanen (BE) wurden die Positionen von potenziellen Samenbäumen der Weisstanne erfasst und die nächsten zwei Tännchen mit 0–130 cm Baumhöhe in 54 systematisch angelegten Probeflächen aufgenommen. Anhand der kleinsten Distanz zwischen Samenbaum und Verjüngung wurde die minimale Verbreitungsdistanz der Tanne bestimmt. Zudem wurden Daten zur Lichtverfügbarkeit, Wildverbiss und Kleinstandort (Kleintopografie, Bodenvegetation und Humusform) je Probefläche erhoben. Die errechneten Verbreitungsdistanzen lagen zwischen 3.0 und 97.9 m, bei einem Median von 30.2 m. Mit zunehmender Distanz zu potenziellen Samenbäumen der Weisstanne nahmen die Verjüngungsdichten signifikant ab. Von den weiteren Einflussfaktoren hatte nur das direkte Licht einen signifikant positiven Effekt auf die Verjüngungsdichte. Der Anteil verbissener Tannen >10 cm lag bei sehr hohen 82%. Auch wenn Weisstannensamen in der Lage sind, grössere Distanzen zu überwinden (maximale Distanz ca. 190 m), können hohe Samendichten besonders innerhalb einer Baumlänge erwartet werden. Letztlich bestimmt also der gewünschte Mischungsanteil an der Verjüngung die erforderliche Samenbaumdichte der Tanne. Die Präsenz von Weisstannensamenbäumen alleine ist aber kein Garant für Tannenverjüngung; die Lichtverhältnisse und der Verbiss durch Wildtiere spielen ebenfalls eine wichtige Rolle in der Etablierung von Tannenverjüngung.