Eine der grössten waldbaulichen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte wird es sein, Waldbestände gegenüber häufigeren Trocken- und Hitzeereignissen und daraus resultierenden Kalamitäten anzupassen. Eine Option ist es, nicht-heimische Baumarten auf geeigneten Standorten anzubauen. Momentan besteht lediglich für wenige nicht-heimische Baumarten mit längerer Nutzungsgeschichte in Mitteleuropa, wie etwa der Douglasie, ausreichend Wissen zu ihrer Anbaueignung. Weitere nicht-heimische Baumarten, die möglicherweise im Zuge einer unterstützten Wanderung (assisted migration) für eine forstliche Nutzung in Mitteleuropa infrage kommen, sollten sorgsam nach festgelegten Kriterien ausgewählt und in Anbauversuchen getestet werden. Insbesondere sollte dabei geprüft werden, ob diese Arten sowohl unter zukünftigen als auch unter heutigen Klimabedingungen eine ausreichende Überlebensrate und Wuchsleistung haben. Um dies zu testen, wurden im Rahmen eines transnationalen Verbundprojekts (KLIP-18) im Jahr 2012 Versuche mit sechs bisher wenig erforschten, nicht-heimischen Baumarten entlang eines Klimagradienten an fünf Standorten in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich angelegt (Abies bornmuelleriana, Cedrus libani, Thuja plicata, Tsuga heterophylla, Fagus orientalis, Tilia tomentosa). Zur Referenz wurde jeweils eine zusätzliche standorts- und klimawandelangepasste heimische Baumart gepflanzt. In den ersten Jahren nach der Pflanzung kam es artabhängig zu teilweiser hoher Mortalität. Das Wachstum und Überleben der Versuchsbäume zwischen 2017 und 2022 war stark baumarten- und standortsabhängig. Der Unterschied der Performance der Baumarten zwischen dem feuchtesten und dem trockensten Standort war dabei unerwartet klein, während die Standorte in der Mitte des Klimagradienten vermutlich aufgrund der dort vorliegenden Bodeneigenschaften eine hohe Mortalität und ein niedriges Wachstum hatten. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen auf, dass einige bisher teilweise in Mitteleuropa wenig forstlich genutzte Baumarten aufgrund ihrer aktuellen Performance für weitere Testanbauten auf geeigneten Standorten in Frage kommen könnten.
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