Klimawandel lässt Permafrost wärmer werden

Immer tiefer taut der permanent gefrorene Boden in den Schweizer Alpen auf. In den obersten Metern ist der Einfluss des Hitzesommers 2022 bereits deutlich sichtbar. Dessen hohe Temperaturen werden im Laufe der kommenden Monate weiter in die Tiefe dringen. Das Schweizer Fernsehen SRF sprach mit Jeannette Nötzli über die aktuelle Situation.

«In zwei Dritteln aller Bohrlöcher haben wir 2022 Rekorde bei der Dicke der Auftauschicht gemessen», sagt Jeannette Nötzli, Permafrost-Expertin am WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos. Die Auftauschicht ist die oberste Schicht, die jeweils im Sommer positive Temperaturen hat. Darunter befindet sich der eigentliche Permafrost. So heisst Untergrund, der mindestens zwei Jahre am Stück nie Temperaturen über null Grad Celsius aufweist. Am 13. Januar hat Nötzli in der Tagesschau des Schweizer Fernsehens SRF erklärt, welche Bedeutung die aktuellen Ergebnisse für die Schweiz haben. Sie ist Koordinatorin des Schweizer Permafrostmessnetzes PERMOS. Dieses wird von sechs Schweizer Forschungseinrichtungen gemeinsam getragen, um Zustand und Entwicklung des Permafrosts in der Schweiz langfristig zu beobachten. Die Forschung basiert unter anderem auf Messungen der Temperatur in 30 Bohrlöchern im Permafrost.

Mit zunehmender Tiefe dringen die Temperaturänderungen von der Oberfläche immer langsamer ein. Bis sie etwa zehn Meter Tiefe erreichen, vergeht ein halbes Jahr. Die Sommerhitze 2022 wird also diese Tiefen erst in den kommenden Wochen oder Monaten erreichen. Noch prägen die kühlen Jahre 2020 und 2021 diese Schichten. An vielen Messpunkten gingen die Temperaturen daher in den vergangenen Monaten sogar etwas zurück.

In der Tiefe ist der Hitzesommer nicht messbar

Wie es weitergeht, ist noch nicht klar, da diese Wintersaison der Schnee sehr spät kam. Nötzli wagt eine Prognose: «Das späte Einschneien könnte dazu führen, dass die Hitze des Sommers 2022 wieder etwas ausgeglichen wird.» Denn auch der Schnee kann den Boden kurzfristig abkühlen – oder zur Erwärmung beitragen, je nach Beginn und Dauer der Winterschneedecke. Schmilzt der Schnee beispielsweise früh, wird der Boden früher wärmer. Fällt er hingegen früh im Herbst, isoliert er, und der Boden speichert die Wärme. Genau dieser Effekt bleibt diesen Winter jedoch aus.

In noch grösserer Tiefe spielt das ohnehin keine Rolle. Denn dort nimmt der Einfluss von saisonalen Schwankungen weiter ab und ein einzelner Hitzesommer ist schliesslich ab einer Tiefe von etwa 20 Metern nicht mehr messbar. Hier spiegeln die Permafrosttemperaturen die langfristige Entwicklung wider. Das ist wichtig für die Klimaforschung. «Der Permafrost ist ein guter Indikator für die Klimaerwärmung», erklärt Nötzli. Und der Trend ist klar: Langfristig steigen die Temperaturen im Permafrost. «In den gut 20 Jahren, die wir nun messen, sehen wir einen Anstieg in allen Messreihen», sagt Nötzli.

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