Implementation nachtdunkler Fledermaus-Flugkorridore
2018 - 2021
FinanziamentoIn vier Modulen sollten Fledermaus-Flugkorridormodelle optimiert und validiert, für Prioritäre Fledermauskolonien schweizweit berechnet und schliesslich in ausgewählten Gemeinden deren Schutz umgesetzt werden. Ausserdem wird versucht, geeignete Jagdwälder von Grossen Mausohrfledermäusen zu modellieren.
Modul I - Optimierte und validierte GIS-Modelle ¶
In diesem Modul wurden 2016 durch Thomas Ravessoud (Masterarbeit) und 2019 durch Tina Meier (Masterarbeit) die akustische Aktivität von Grossen Mausohren (Myotis myotis) und Kleinen Hufeisennasen (Rhinolophus hipposideros) um verschiedene Wochenstuben an unterschiedlichen Stellen im Raum um die Quartiere erhoben. Die Aufnahmepunkte wurden dabei in drei verschiedenen Radien (A, B, C) um das Quartier verteilt.
Aus den ortsspezifischen Aktivitätsdaten entwickelten wir anhand GIS-Daten ein Modell, das bevorzugte Flugrouten der beiden Arten darstellt.
Überprüfung der Modelle ¶
Tina Meier und Antonia Nater (Masterarbeit) haben 2019 die Tauglichkeit der Modelle im Feld überprüft und bestätigt. Differenzen bestehen da, wo Lichtquellen den Fledermäusen als Hindernisse im Weg stehen.
Kartierung von Nachtlicht ¶
Deshalb hat Levi Fuchs 2020 (Masterarbeit) mit einer Drohne die nächtlichen Lichtemissionen um ausgewählte Quartiere beider Arten vermessen. Damit konnte schlussendlich eine Modellverbesserung erreicht werden.
Die verbesserten Modelle werden nun eingesetzt für die Erstellung von weiteren Flugkorridorkarten.
Modul II - Flugkorridorkarten für Prioritäre Wochenstuben ¶
Modul III - Umsetzung des Schutzes von Flugkorridoren ¶
In diesem Modul haben Fachleute von SWILD beispielhaft für 10 Quartiere in unterschiedlichen Regionen der Schweiz versucht, solche Dunkelkorridore für Fledermäuse unter Schutz zu stellen. Die Erfahrungen, die sie dabei gemacht haben, wurden als Bericht aufgearbeitet. Ein kompakter Leitfaden ist ebenfalls erstellt. Es ist geplant, diesen Leitfaden 2023 in Form eines "Merkblattes für die Praxis" zu publizieren.
Anschlussmodul - Darstellung der Fledermaus-Flugkorridore im VDC ¶
In diesem, ebenfalls durch das BAFU finanzierten Anschlussprojekt hat die WSL Korridore für 239 Quartiere von national prioritären Arten (Myotis myotis, Rhinolophus ferrumequinum, Rhinolophus hipposideros und Plecotus sp.) berechnet. Fachleute von SWILD haben die Stromflussmodelle danach zu flächigen GIS-Elementen abstrahiert und FledermausexpertInnen der Koordinationsstellen für Fledermausschutz Ost (KOF) und West (CCO) haben diese Korridore vor Ort validiert. Im Anschluss an die Validierung werden diese Korridore nun sukzessive auf vdc.wsl.ch dargestellt. Der Zugriff auf diese Daten ist limitert auf die kantonalen Naturschutzfachstellen sowie die kantonalen FledermausschutzexpertInnen.
Modul IV - Modellierung von Mausohr-Jagdlebensräumen im Wald ¶
Kann man die bevorzugten Jagdlebensräume von Grossen Mausohren (Myotis myotis) aus Fernerkundungsdaten modellieren? Katja Rauchenstein hat dies 2019 im Feld mit aufwändigen akustischen Erhebungen untersucht (Masterarbeit).
Dabei suchte sie Stellen in Mischwäldern in der ganzen Schweiz aus, die von einem GIS-Modell, das auf LiDAR-Daten beruhte, als geeigneter Jagdraum der Art vorhergesagt wurden.
In räumlicher Nähe untersuchte sie auch
weniger geeignete
sowie eher ungeeignete Waldstücke.
Die Arbeit konnte deutlich aufzeichnen, dass sowohl die im Feld erhobenen Umgebungsparameter, als auch das GIS-Modell die Aktivität des Grossen Mausohrs gut vorhersagen. Damit können prediktive Karten der Waldeignung für die ganze Schweiz gezeichnet werden.
Prädiktive Karte der für Myotis myotis geeigneten Jagdgebiete (rote Pixel im grünen Wald)
(Zusatzmodul V - Populationsentwicklung Myotis myotis) ¶
Ausserhalb des Rahmenprojektes untersuchte Julia Schmid im Rahmen ihrer Masterarbeit 2021 die Populationsentwicklungen von 83 Quartieren der Grossen Mausohren im Verlauf der vergangenen 30 Jahre (Masterarbeit). Sie konnte aufzeigen, dass das Kunstlicht einen stark negativen Effekt auf die Populationsentwicklung hat. Ausserdem zeigte sich auch, dass ein deutlicher 'Lag-effekt' des Landschaftszustandes auf die Entwicklung wirkt: Die Landschaft vor 10-20 Jahren erklärte in den meisten Fällen die aktuelle Populationsgrösse besser, als der aktuelle Zustand der Landschaft!