Expertensystem

Ausgangspunkt der Modellierung sind digitale Lebensraumkarten im 1km2-Raster (den Landeskoordinaten entsprechend), die auf der Basis vorhandener thematischer Karten - Arealstatistik, Vegetationskartierungen, bioklimatische Karten, etc. - hergestellt wurden. Die verwendeten Lebensraumtypen sind identisch mit der publizierten "Lebensraumtypologie" des "Centre Suisse de Cartographie de la Faune" (Galland & Gonseth, 1990). Ein geographisches Informationssystem (GIS) erleichterte die Überlagerung der verschiedenen thematischen Karten. Aus der Kombination von gleichzeitig auftretenden ökologischen Faktoren kann auf vorhandene Lebensraumtypen geschlossen werden. Die räumliche Verteilung der Lebensraumtypen wird also durch die logische Verknüpfung der Flächenanteile aller relevanten ökologischen Attribute erhalten. Auf diese Weise erstellten wir für jeden Biotoptyp eine Karte mit Angabe des zugehörigen Flächenanteils pro 1km2-Feld. Das Modell stützt sich auf Datengrundlagen, die vor 1997 erhoben wurden.

Die Lebensraumkarten sind die Eingangsgrössen ins Expertenmodell, d.h. der gutachtlichen Beschreibung der artspezifischen Habitatansprüche. Dieses Modell unterscheidet sich wesentlich von einem Fundortmodell, in welchem Vorkommensdaten in eine statistische Beziehung zu Umweltparametern gebracht und darauf aufbauend die potentielle Verbreitung geschätzt wird. Im hier vorgestellten Ansatz verwenden wir die Faunadatenbank der Professur für Natur- und Landschaftsschutz der ETHZ als Expertenmodell mit über 3000 Einträgen für verschiedene Tiergruppen. Zu jeder Art sind, nebst weiteren Daten, Angaben über Habitatansprüche, horizontale Verbreitung bzw. Höhenstufen vorhanden.

Das Vorkommenspotential einer Tierart wird nun mit Hilfe der erstellten Lebensraumkarten und den Habitatangaben berechnet. Als quantitative Schätzung des Vorkommenspotentials nehmen wir einen linearen Zusammenhang zwischen den vorhandenen Habitatflächenanteilen und der Vorkommenswahrscheinlichkeit an. Da sich einzelne CSCF-Lebensräume flächenmässig überlappen können (z.B. Felswände und Kalkfelsen), wird der relevante Habitatflächenanteil vereinfachend als Mittelwert aller in einem Rasterquadrat vorkommenden, artspezifischen CSCF-Lebensraumanteile errechnet. Je grösser der Mittelwert der Habitatflächenanteile ist, desto höher ist somit die Vorkommenswahrscheinlichkeit der betrachteten Tierart.

Die Plausibilität des Modells bzw. der berechneten Vorkommenspotentiale kann mit Hilfe von Fundortkarten geprüft werden.


Lebensraumkarten

Potentialkarten



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