Die WSL untersucht die Einstellungen der Schweizer Bevölkerung
Der Abschuss eines Wolfes im Wallis bestätigt zweierlei: Der Wolf kommt und er hat es schwer in der Schweiz. Dabei haben Meinungsumfragen gezeigt, dass eine Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer den Wolf willkommen heisst. Dort, wo der Wolf dann aber tatsächlich auftaucht, ist es mit der breiten Zustimmung schnell vorbei, regt sich Widerstand, fürchtet man um Schafe und Wildbestände, manchmal auch um Leib und Leben.
Arbeiten der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft zeigen, dass dieses Umkippen nicht erstaunlich ist. Seit 1997 erkundet sie mittels sogenannter Tiefeninterviews bei ausgewählten Leuten die Einstellungen gegenüber dem Wolf, aber auch gegenüber dem Luchs und dem Fuchs. Dabei wurde deutlich, dass die Einstellungen gegenüber dem Wolf stark von Bildern geprägt sind, die man sich vom Wolf macht und die mit seiner tatsächlichen Lebensweise nur wenig zu tun haben. Diese Bilder stammen nicht nur wie oft angenommen - aus der Märchenwelt. Sie werden auch von den verschiedenen Haltungen geprägt, welche die einzelnen Menschen gegenüber der Entwicklung der Gesellschaft einnehmen. Anhand der Tiefeninterviews können drei Typen unterschieden werden, deren Bilder und Einstellungen zum Wolf jeweils unterschiedlich sind:
In Anbetracht des in der Schweiz stattfindenden gesellschaftlichen Umbruchs ist zu vermuten, dass eine Mehrheit der Schweizer Bevölkerung dem Typus des ambivalenten Wolfsbefürworters zugehört. Dies könnte den Widerspruch zwischen den bisherigen Umfrageergebnissen und der Realität in den betroffenen Regionen erklären. Die WSL will deshalb diese aus den Tiefeninterviews gewonnenen Erkenntnisse 1999 in einer repräsentativen Umfrage überprüfen. Das Ziel der Untersuchungen ist es, Massnahmen vorzuschlagen, die zur Lösung der Konflikte zwischen Mensch und Wolf, aber auch zwischen Mensch und Raubtieren im allgemeinen, beitragen sollen. Denn eines ist sicher: Man kann den Menschen die Bilder, die sie sich vom Wolf oder von anderen Raubtieren machen, nicht einfach als "unwahr" ausreden. Wer Konflikte zwischen Mensch und Raubtier lösen will, sollte diese Bilder als gesellschaftliche Realität akzeptieren und in die Lösungsstrategien einbeziehen.
Auskünfte
Marcel Hunziker, Eidg. Forschungsanstalt
für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), Tel. 01/739 24 59, marcel.hunziker@wsl.ch
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