Wer die Zeigerwerte von Landolt (Fünferskala) oder Ellenberg (Zehnerskala) kennt, wird sich vielleicht fragen, wieso die Dotplot-Graphiken, welche im vorliegenden Webauftritt das bodenökologische Vorkommen von rund 670 Pflanzenarten dokumentieren, unter der Rubrik «Zeigerwerte» präsentiert werden. Dies ist gerechtfertigt, weil jede Dotplot-Graphik den für die Berechnung eines abgestuften Zeigerwertes erforderlichen Datensatz beinhaltet. Der Informationsgehalt zum ökologischen Vorkommen einer Pflanzenart ist in den Dotplot-Graphiken wesentlich grösser als bei Zeigerwerten aus einer fünf- oder zehnstufigen numerischen Skala.
Die Auswertung des Datensatzes von allen 162 Stichprobenorten zeigt, dass viele Pflanzenarten auf recht unterschiedlichen Böden vorkommen. Nur wenige Arten haben in Bezug auf eine bestimmte Bodeneigenschaft (z.B. pH-Wert) eine derart enge Verbreitung, dass dies mit einem Zeigerwert in Form einer einzigen Zahl ausgedrückt werden kann. Die bodenrelevanten Zeigerwerte von Landolt (Reaktionszahl, Nährstoffzahl) tragen der ökologischen Amplitude vieler Pflanzenarten im Wald zu wenig Rechnung. Seine fünfstufigen Zeigerwerte täuschen eine Genauigkeit vor, die mit unserem Datensatz in der Regel nicht bestätigt werden kann. Trotz der Unschärfe, welche abgestufte Zeigerwerte in sich bergen, wurden von all jenen Pflanzenarten, die an mindestens zehn WZI-Stichprobenorten vorkommen, einige bodenökologische Eigenschaften als Zeigerwerte in einer Fünferskala zusammengefasst. Diese Zeigerwerte bringen die ökologische Amplitude besser zum Ausdruck als die Zeigerwerte von Landolt, weil sie auf dem 20%- und dem 80%-Quantil beruhen.
Landolt geht bei der Reaktionszahl von einer engen Korrelation zwischen pH-Wert und Basengehalt aus, was im humosen Oberboden, der den Hauptwurzelraum der krautigen Pflanzen darstellt, nicht zutrifft. Die Nährstoffzahl von Landolt bezieht sich vor allem auf Stickstoff, Phosphor und Kalium, wobei man im konkreten Fall nicht weiss, welcher dieser drei Nährstoffe gemeint ist. In den Themenbereichen «Säurezustand» und «Nährstoffe» klären wir diese vernetzten Sachverhalte zumindest teilweise auf, indem Bodenparameter wie der pH-Wert, die Basensättigung oder die Gehalte an Kalzium, Magnesium und Kalium einzeln ausgewiesen werden.
Es gibt nur wenige Pflanzenarten, die ganz bestimmte Bodeneigenschaften anzeigen. Die meisten Arten kommen auf Böden mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften vor. Einen raschen Überblick über die Zeigerwerte häufiger Pflanzenarten lässt sich unter der Rubrik Häufigste Arten gewinnen.
Es ist zu beachten, dass ökologische Zeigerwerte nicht die physiologischen Möglichkeiten der Pflanzen wiedergeben. Vor allem an konkurrenzarmen Standorten kann sich eine Pflanzenart anders verhalten, als ihre Zeigerwerte vermuten lassen.
Man muss sich bewusst sein, dass die Bodeneigenschaften in einem Bodenprofil erfasst wurden und damit, je nach Homogenität des Bodens, für eine unterschiedlich grosse Fläche um das Profil herum Gültigkeit haben. Die Vegetation wurde dagegen auf einer Fläche von 500m2 erhoben. An Stichprobenorten, wo der Boden sehr heterogen ist, werden für all jene Pflanzenarten unzutreffende Bodendaten zur Berechnung der Zeigerwerte verwendet, an deren Wuchsort der Boden andere Eigenschaften hat als im Bodenprofil. Bei einigen Pflanzenarten ist die grosse Streuung in ihrem bodenökologischen Vorkommen also nicht nur durch das ökologische Verhalten der Pflanzenart, sondern auch durch den unterschiedlichen Flächenbezug von Boden- und Vegetationsaufnahme bedingt. Diese methodische Unzulänglichkeit wird bei der Berechnung der fünfstufigen Zeigerwerte teilweise korrigiert, indem das 20%- und das 80%-Quantil verwendet werden. Die Quantile bewirken, dass Extremwerte bei der Berechnung der Zeigerwerte wegfallen.
Das bodenökologische Vorkommen vor allem der seltenen Pflanzenarten ist mit der WZI-Inventur ungenügend belegt, weil die Stichprobenanzahl zu klein ist. Bei diesen Arten sind die dokumentierten Zeigerwerte als provisorisch und nicht gesichert zu interpretieren. Aber auch bei den häufigen Arten wird es Änderungen geben, wenn zusätzliche Stichprobenorte in die Auswertung einbezogen werden. Dies ist mittelfristig geplant.