1. Visionen und Ziele
Welches sind Ihre Ziele die mit einer Aufweitung erreicht werden sollen?
Führen Sie eine Zieldiskussion. Beschreiben Sie Ihre "Vision" wie Sie, und andere Beteiligte, sich wünschen, dass die Aufweitung einmal aussehen soll. Welche Funktionen soll die Aufweitung wahrnehmen? Die Erfahrung zeigt, dass es besser ist über Ziele, statt über Varianten zu verhandeln, und dann Spezialisten Varianten suchen zu lassen, die möglichst viele Ziele erfüllen (siehe Kapitel Entscheidungsfindung).
2. Holen Sie sich Unterstützung
Wer teilt Ihre Vorstellungen?
Flussaufweitungen sind eine komplexe Aufgabe! Sie betreffen Menschen ebenso wie Wasserbautechnik und Ökologie. Gleich zu Beginn des Projektes gilt es jene Gruppen oder Einzelpersonen zu identifizieren, die Ihr Projekt unterstützen bzw. Ihrem Vorhaben kritisch gegenüber stehen (könnten). Machen Sie Betroffene zu Beteiligten! Dafür gibt es verschiedene Techniken (siehe Kapitel Entscheidungsfindung).
Die Erfahrung zeigt: Wo Menschen sich aktiv an der Revitalisierung von Flüssen beteiligen, sind Akzeptanz und Unterstützung am grössten.
3. Charakterisieren Sie Ihren Fluss
Welches sind die Besonderheiten Ihres Flusses?
Eine erfolgreiche Aufweitung setzt voraus, dass Sie den Charakter Ihres Flusses und seines Einzugsgebietes kennen. Handelt es sich um einen mäandrierenden oder verzweigten Flusstyp? Beschreiben Sie den Zustand vor der Zeit der Kanalisierung, den jetzigen Zustand und die Veränderungsrate. Bedienen Sie sich historischer Karten und Dokumente und nutzen Sie das Wissen von Experten und der lokalen Bevölkerung.
4. Machbarkeit: Identifizieren Sie Beeinträchtigungen und Potenziale
Welche Rahmenbedingungen sind Ihren Zielen förderlich? Welche nicht?
Bei einer Gerinneaufweitung geht es darum eine unbefriedigende Umweltsituation zu verbessern. Damit Sie die angestrebte Verbesserung erreichen können bzw. realistische Erwartung gestellt werden, ist es wichtig sowohl jene Faktoren zu identifizieren, die Ihren Zielen förderlich (Potenziale) bzw. hinderlich (Beeinträchtigungen) sind. (siehe Tab. 1)
Unter Umständen sind die Erwartungen nicht den naturräumlichen Gegebenheiten (z.B. dem Flusstyp) bzw. an veränderte Rahmenbedingungen angepasst. Orientiert man sich bei der Planung z.B. an der ursprünglichen, unbeeinflussten Morphologie der Flüsse aus der Zeit vor den großen Korrektionsbauten geht oft vergessen, dass sich seither die Hochwasserhydrologie und das Geschiebeaufkommen stark verändert haben und dass sich unter den heutigen Voraussetzungen vielleicht eine andere Gerinneform einstellt.
Potenzial |
X |
Kommentar |
Landverfügbarkeit |
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ausgegl. Geschiebehaushalt |
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Vernetzung mit
naturnahen Auen |
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Vorkommen auetypischer
Arten |
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natürliche
Hydrodynamik |
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Beeinträchtigung |
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Kommentar |
Reversibilität |
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kurz- fristig |
mittel- fristig |
lang- fristig |
nicht reversibel |
Geschiebemangel |
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Restwasserstrecke |
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Schwallstrecke |
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isoliert |
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Tab.1: Beispiel für eine Abfragemaske zur Klärung der Rahmenbedingungen.
5. Messbare Ziele setzen
Welches sind Ihre konkreten und messbaren Ziele?
Die in Schritt 1 formulierte Vision und generellen Ziele müssen nun konkretisiert werden. Konkretisierung der Ziele heisst auch, dass Sie messbare Ziele formulieren. Diese messbaren Ziele bilden das Kernstück Ihres Aufweitungsprojektes. Überprüfen Sie die Machbarkeit der gesteckten Ziele, basierend auf den Erkenntnissen von Schritt 4.
6. Konzept für die Erfolgskontrolle
Wie evaluieren Sie Ihr Projekt?
Beschreiben Sie, wie und wann Sie den Erfolg Ihres Projektes messen wollen. Ohne Erfolgskontrolle werden Sie nie erfahren, ob sich der Aufwand gelohnt hat. Die in Schritt 5 formulierten Ziele bilden die Grundlage für die Evaluation Ihres Projektes. Für eine Erfolgskontrolle stehen verschiedene Vorgehensweisen und Indikatoren (Arten, Landschaftsstrukturmasse, abiotische Parameter) zur Verfügung (siehe Kapitel Erfolgskontrolle).
7. Massnahmenplan und UVP
Welche konkreten Massnahmen wollen Sie ergreifen? Stehen diese mit weiteren Umweltaspekten in Einklang?
In diesem Schritt formulieren Sie konkrete Massnahmen, die Sie zur Erreichung Ihrer Ziele ergreifen wollen. Diese können von Landerwerb, über Fragen der Dimensionierung, Festlegung von Diskussions- und Interventionslinie bis zu Uferschutzmassnahmen reichen. Entscheidungshilfen zum Variantenvergleich finden Sie im Kapitel Entscheidungsfindung).
Darüber hinaus prüfen Sie, ob diese Massnahmen mit anderen Umweltaspekten verträglich sind. Konflikte können sich bspw. bei der Rodung von Wäldern oder der Überflutung von Trockenhabitaten oder Stillgewässern ergeben.
8. offizielles Auflageverfahren
Durchführung des offiziellen Auflageverfahrens gemäss den gültigen Richtlinien.
9. Implementierung der Massnahme
Die Aufweitung wird gebaut
Begleiten Sie die Massnahme, um nötigenfalls korrigierend eingreifen zu können.
10. Durchführung der Erfolgskontrolle
Haben Sie Ihre Ziele erreicht?
Führen Sie eine Erfolgskontrolle durch und überprüfen Sie, ob Sie die in Schritt 5 formulierten Ziele erreicht haben. Grundlage bildet das in Schritt 6 formulierte Konzept zur Durchführung der Erfolgskontrolle.
11. Kommunikation
Informieren Sie die Öffentlichkeit
Lassen Sie die Öffentlichkeit an Ihren Erfolgen teilhaben! Informieren Sie darüber, was Sie erreicht haben. Scheuen Sie sich aber nicht, auch darüber zu informieren warum Sie welche Ziele vielleicht nicht erreicht haben. Nur so können wertvolle Lehren für zukünftige Projekte gezogen werden.
12. Adaptives Management und Unterhalt
Wie es weitergeht
Die Zukunft des Projektes ist abhängig von den Ergebnissen der Erfolgskontrolle. Entweder wurden die Ziele mit den durchgeführten Massnahmen und dem bestehenden Unterhaltskonzept erreicht oder es sind Anpassungen nötig (Adaptives Management). Bei letzterem kann es sich um andere oder zusätzliche Massnahmen handeln. Auch wenn die Erfolgskontrolle ein befriedigendes Ergebnis hervorgebracht hat, sollte eine regelmässige Überprüfung stattfinden. Denn nur so kann ein dauerhafter Erfolg gewährleistet werden.
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