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Integrales Gewässermanagement
© WSL, Eawag, ETHZ, EPFL
 

Wie reagieren die Organismen in der Rhone auf den Schwallbetrieb und wie würden sie auf eine Verbesserung der Abflussverhältnisse reagieren?

   
       
 

In der Rhone nimmt der Schwalleinfluss zwischen Brig und der Mündung in den Lac Léman stufenweise zu. Mehr oder weniger parallel dazu verändern sich auch verschiedene, auf die Lebensgemeinschaft in und am Fluss bezogene (biotische) Indikatoren für die ökologische Integrität bzw. Qualität der Rhone. Beispiele dafür sind etwa gewisse Indikatoren für die Häufigkeit (Abundanz), die Menge (Biomasse), die Vielfalt (Taxazahl) und die Zusammensetzung (Anteile einzelner Gruppen) des Makrozoobenthos (Abbildung 1).

Die Veränderungen der biotischen Indikatoren und des Schwalleinflusses verlaufen aber in der Regel nicht so schön parallel, dass der Schwallbetrieb als alleinige oder als wichtigste Ursache festzumachen wäre. Es gibt vielmehr eine ganze Reihe von weiteren Einflussfaktoren, welche die Auswirkungen des Schwallbetriebes modifizieren oder gar überdecken können.
Besonders deutlich hat sich das in der Rhone bei den Fischen gezeigt: Der gegenwärtige Bestand der Bachforelle (als weitaus häufigste Fischart) widerspiegelt die verarmte, eintönige Flussmorphologie sowie einige andere anthropogene Einflüsse (u.a. den künstlichen Besatz) mindestens ebenso sehr wie den Schwallbetrieb.
Eine Verbesserung der Abflussverhältnisse wird deshalb zwar die ökologische Situation in der Rhone verbessern; sie würde als alleinige Massnahme, d.h. ohne begleitende Aufwertung der Flussmorphologie aber kaum genügen, um die ökologische Integrität des Flusses im gewünschten Mass wieder herzustellen (siehe auch Revitalisierungsmassnahmen).

Im Zuge von zwei grossen Rhone-Korrektionen zwischen 1860 und 1960 hat sich das ehemals grosse Angebot an unterschiedlichen Lebensräumen (Habitatvielfalt) im Hauptbett und den Seitengewässern stark vermindert. Mit dem forcierten Bau von schwallerzeugenden Speicherkraftwerken zwischen 1950 und 1970 ist zusätzlich auch noch stark in die Wasserführung und die eng damit verbundenen Strömungsverhältnisse eingegriffen worden.
Seit diesen morphologischen und hydrologisch/hydraulischen Veränderungen sind in der Rhone verschiedene Fisch- und Benthosarten zurückgegangen oder ganz verschwunden. Da manche dieser Arten aber in den wenigen morphologisch noch naturnahen und nicht vom Schwall beeinflussten Rhone-Abschnitten, in Zuflüssen oder in den verbliebenen Seitengewässern der Talebene überdauern konnte, besteht trotzdem ein grosses biologisches Potential für die Wiederbesiedlung von revitalisierten Gewässerabschnitten.

 

Abb.1: Vertreter der beiden dominierenden Gattungen innerhalb der Eintagsfliegen oder Ephemeroptera (Baetis sp;  oberes Bild) und der Steinfliegen oder Plecoptera (Leuctra sp.; unteres Bild).

Der gemeinsame Anteil dieser beiden Gruppen (EP) am Makrozoobenthos geht mit zunehmendem Schwall-Einfluss in der Rhone tendenziell zurück.

(Freiland-Aufnahmen der beiden ausgewachsenen Larven von R. Riederer)


Detailiertere Infos in:

Kapitel 2.4 und 2.5, Synthesebericht Schwall-Sunk (pdf 12.7 MB).