Können Aufweitungen oder andere Massnahmen zur Aufwertung der Gewässermorphologie grundsätzlich auch in Schwallstrecken zum Erfolg führen? |
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Der regelmässige rasche Wechsel zwischen Schwall und Sunk tritt im natürlichen Abflussverlauf von Fliessgewässern nicht auf und stellt deshalb schon aus hydrologischer Sicht eine Störung dar. Hinzu kommt, dass in Alpenflüssen der Schwallbetrieb von Kraftwerken besonders in den Wintermonaten von Bedeutung ist, nämlich dann, wenn natürlicherweise ein konstant tiefer und ungetrübter Abfluss vorherrschen würde. In den Sommermonaten ist der Einfluss gering, da einerseits weniger turbiniert wird und andererseits der Basisabfluss wesentlich grösser ist. Die Morphologie eines Fliessgewässers nach einer Revitalisierungsmassnahme kann entscheidend dafür sein, wie stark sich Schwälle auf seine ökologische Struktur und Funktion auswirken. Sind beispielsweise ausreichend natürliche bzw. naturnahe Strukturen wie Kiesbänke oder Totholz erhalten und bleibt der Schwall innerhalb vertretbarer Grenzen (siehe Grenzwerte),
so können sich auch in schwallbeeinflussten Fliessstrecken anspruchsvolle und teilweise selten gewordene Organismen behaupten. Eine Verminderung des Schwalleinflusses wird in der Regel auch zu einer Verbesserung des allgemeinen Gewässerzustandes führen. Umgekehrt stellt der Schwallbetrieb eine erschwerende Randbedingung für geplante Revitalisierungen einzelner Flussabschnitte dar. Dies trifft hauptsächlich für den eigentlichen Flussraum (aquatischer Bereich) zu, während die Massnahmen im Gewässer-Umland (z.B. Reaktivierung von Auen, Förderung der terrestrischen Pionier-Vegetation) von den kurzfristigen Abflussschwankungen weniger stark beeinträchtigt werden. Eine ganzheitliche Revitalisierung ist in Schwallstrecken somit nur dann zu erreichen, wenn neben der morphologischen Aufwertung auch eine Dämpfung der anthropogen bedingten Abflussschwankungen realisiert werden kann. |
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