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Integrales Gewässermanagement
© WSL, Eawag, ETHZ, EPFL
 

Auentypische Lebensräume, die durch Aufweitungen an Thur, Rhone, Moesa und Emme geschaffen wurden

   
 

Alle hier vorgestellten Lebensräume sind in mehr oder weniger stark ausgeprägter Form in allen Untersuchungsgebieten anzutreffen:

 

 

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Habitattypenkarten der untersuchten Aufweitungen

   

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Zustand vor und nach der Aufweitung

  Riffle-Pool-Sequenzen sind Fliessgewässerabschnitte, in denen abwechselnd Bereiche mit hohen Fliessgeschwindigkeiten und niedriger Wassertiefe (Riffle, Stromschnelle, Furten) und Bereiche mit niedrigeren Fliessgeschwindigkeiten und höheren Wassertiefen auftreten.
So wurden in einem Riffle in der jüngsten Aufweitung der Thur  (Schaffäuli) die bei weitem grössten Fliessgeschwindigkeiten sowohl an der Wasseroberfläche wie über Grund festgestellt. Während die Strömung der übrigen Thur unter 1m/s liegt, wurden hier Strömungsgeschwindigkeiten von bis zu 1.8m/s bei Niederwasser gemessen. Riffle stellen u.a. für kieslaichende Arten wichtige Laichareale dar. Die Bereiche mit geringerer Strömung (Pool, Stromstille) werden hingegen bevorzugt von Jungfischen und adulten Tieren aufgesucht.
 
       
  Rinnen entstehen durch die Aufteilung des kanalisierten Flusslaufes in mehrere Teilgerinne. In den Aufweitungen teilt sich der Fluss meist in ein Hauptgerinne und in ein Nebengerinne. Durch die unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten innerhalb des Gerinnequerprofils dienen Rinnen sowohl als Einstandsbereich für adulte Fische, als auch als Aufenthaltsort für Brut und Jungfische.

Prall- und Gleithänge entstehen durch unterschiedlich starke Strömungen im Querprofil eines Gerinnes. Prallhänge (steile Ufer) entstehen durch grosse Strömungsgeschwindigkeiten, und die damit verbundene Erosionskraft, am äusseren Ufer eines Gerinnes; Gleithänge (flache Ufer) entstehen am inneren Ufer, bei dem niedere Strömungsgeschwindigkeiten vorherrschen und Sediment abgelagert wird. Flache Uferpartien ermöglichen das Aufkommen von Röhrichten während Abbruchkanten die Brutmöglichkeiten des Eisvogels erhöhen (z.B. an der Thur). In den folgenden Aufweitungen bildeten sich ausgeprägte Prallufer (Abbruchkanten):

Aufweitungsstrecke Thur-Gütighausen:
     in einem Buhnenzwischenraum, ca. 20m lang, 1.7m hoch;

Aufweitungsstrecke Emme-Aefligen:
     in einem Buhenzwischenraum, ca. 50m lang, 2m hoch;

Aufweitungsstrecke Moesa-Lostallo:
     entlang des rechten Inselufers, ca. 100m lang, 1m hoch.

 

Rinnen in der Aufweitung der Moesa bei Grono (Rohde)

     
   

Prallhang an der Rhone bei Chippis (Auenberatungsstelle)

       
  Kolke entstehen am Zusammenfluss von Teilgerinnen und im Einfluss von Strömungshindernissen (z.B. Buhnen). Sie sind durch geringe Fliessgeschwindigkeiten bzw. Kehrströmungen und grosse Wassertiefen gekennzeichnet. Während Niederwasserperioden sind Kolke wichtige Rückzugsräume für Fische.    
       
  Vegetationslose bis vegetationsarme Kies- und Sandbänke/-inseln liegen in der Wasserwechselzone und treten nur zu Nieder- bis Mittelwasserzeiten in Erscheinung. Sie stellen die augenscheinlichste Veränderung nach der Gerinneaufweitung dar und dominieren das Erscheinungsbild aller untersuchten Aufweitungen. Da sich diese Lebensräume im dynamischen Gerinnebereich befinden und daher häufiger überflutet bzw. umgelagert werden, wachsen auf ihnen nur vereinzelt (einjährige) Pionierpflanzen. Die jährliche Überschwemmungsdauer und –häufigkeit, insbesondere während der Keimungsphase, verhindert, dass sich ein dichter Vegetationsbestand entwickeln kann. Diese "offenen" Kiesflächen stellen zudem potentielle Bruthabitate für den Flussregenpfeiffer dar. So konnte beispielsweise an der Thur ein Erfolg verzeichnet werden: dank der neu entstandenen Kiesbänke hat der Flussregenpfeiffer zum ersten Mal seit 161 Jahren im zürcherischen Abschnitt der Thur wieder erfolgreich gebrütet. Fische (an der Thur z.B. Nasen und Äschen) profitieren ebenfalls von Kiesbänken, da sich deren Larven oft entlang der untiefen Randzonen der Kiesbänke aufhalten.  

Kiesbank an der Thur bei Gütighausen (Rohde)

       
  Pionierfluren konnten in allen Untersuchungsgebieten angetroffen werden. Sie bilden lückige bis lockere Bestände auf Kies- und Sandbänken/-inseln. Sie liegen meist über dem alljährlich überfluteten Bereich und unterliegen daher seltener, den mit Überflutung einhergehenden, Umlagerungs- u. Zerstörungsprozesse. Dadurch ist die Entwicklung dichterer und mehrjähriger Pflanzenbestände möglich.  

Pionierfluren an der Moesa bei Lostallo (Rohde)

       
  Auengebüsche treten kleinflächig an allen untersuchten Aufweitungen auf. Dabei handelt es sich häufig um Mischbestände aus Anpflanzungen zum Uferschutz (Weiden) und natürlichen Beständen (jene der Inseln). Diese Gebüsche aus Weiden, Erlen, Sanddorn und Tamariske wachsen auf höher gelegenen, und damit selten gestörten (Hydrodynamik, Morphdynamik) Standorten. Dabei handelt es sich entweder um höher gelegene Uferbereiche oder hoch aufgeschichtete Kies- und Sandbänke/-inseln. Da die Flussläufe aller Aufweitungen jedoch unter mangelnder Geschiebezufuhr leiden, kommen solche hoch aufgeschichteten Inseln ohne menschliches Zutun kaum zustande. So wurden die Inseln in der Aufweitung der Emme bei Aefligen und Moesa bei Lostallo mit Hilfe des Baggers aufgeschüttet. Letztere wurden zusätzlich mit Blockwurf  gesichert. Dies ermöglicht auf der einen Seite die Entwicklung von Auengebüschen, schränkt aber auf der anderen Seite die natürliche Morphodynamik ein.  

Auengebüsche an der Thur bei Pfyn (Auenberatungsstelle)

       
 

Auetypischer Lebensraum, der sich bisher (noch) nicht etablieren konnte

   
 

Auenwälder treten natürlicherweise an höher gelegenen Auenbereichen auf, die nur episodisch überflutet werden. Aufweitungen hingegen beschränken sich bisher jedoch auf den dynamischen und damit häufig überfluteten Teil des Flusses, so dass sich hier keine Auwälder entwickeln können. Für eine Wiederherstellung von Auwäldern wären weiterreichende, grössere Aufweitungen nötig. Häufig befinden sich in der Nähe der Aufweitungen jedoch Reliktvorkommen von Auwäldern. Diese können z.B. durch Reaktivierung von Altarmen wieder an das Fliessgewässersystem angebunden werden und damit das neu entstandene Lebensraumgefüge der Aufweitung ergänzen.

 

Auenwald an der Sense bei Plaffeien (Rohde)