In den sieben befischten Aufweitungsstrecken konnten insgesamt 17 Arten gefangen werden, in den drei kanalisierten Strecken waren es insgesamt 11 Arten (Tab.1). Auch wenn in den Aufweitungen mehr Arten angetroffen wurden als in den kanalisierten Strecken, kann nicht grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass die Aufweitungen eine höhere Artenvielfalt aufweisen als die kanalisierte Thur. Denn bei jenen Arten, die nur in den Aufweitungen und nicht in den kanalisierten Abschnitten nachgewiesen werden konnten, handelt es um Einzelfänge. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass in der kanalisierten Thur ähnlich viele Arten leben wie in den aufgeweiteten Abschnitten.
Grosse Unterschiede hingegen weisen die Individuenzahlen der unterschiedlichen Abschnitte auf. Die Aufweitungen bieten mehr Fischen Lebensraum, als die kanalisierte Thur. In den Aufweitungen können im Schnitt 325 Tiere pro 100m angetroffen werden, während man in den kanaliserten Strecken im Schnitt nur mit 254 Tiere rechnen kann.
Nicht nur die Gesamtzahl der Individuen unterscheidet sich, sondern auch die Dominanzverhältnisse. In den Aufweitungen kamen Schmerle gefolgt von Alet und Schneider am häufigsten vor (Abb.2). Schmerle und Alet waren auch die häufigsten Arten in der kanalisierten Thur. Jedoch ist in den kanalisierten Strecken der Schneider nicht mehr so dominant wie in den Aufweitungen, denn im Gegensatz zu den kanalisierten Strecken weisen die Aufweitungen Totwasser auf, welche der bevorzugte Habitatyp des Schneiders sind (Tab.2). An die Stelle des Schneiders tritt nun der Aal als dritthäufigste Art der kanalisierten Abschnitte (Abb.3).
Tabelle 2 zeigt für die Aufweitungen wo sich die einzelnen Arten bevorzugt aufhalten.
Insgesamt lässt sich sagen, dass Aufweitungen die Lebensbedingungen für eine lokal bereits vorhandene Fischfauna stark verbessern (höhere Bestandesdichte). Dies ist die grösste Auswirkung der Aufweitungen auf die Fischfauna. In Abhängigkeit von den Rahmenbedingungen im Fliessgewässersystem (z.B. Durchgängigkeit) können Aufweitungen in Einzelfällen auch zur Rückkehr bzw. Ansiedlung neuer Arten führen.
Im Einzelfall muss jedoch abgeklärt werden, ob die Habitatverbesserungen auch wirklich zu einer Erhöhung der Artenvielfalt bzw. Individuendichte führen, oder ob die Strukturverbesserungen lediglich dazu führen, dass Fische aus weniger geeigneten Habitaten angezogen werden.
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